Monday, September 11, 2006

Bosque de la Primavera

Unsere Socios sind meistens Touristik-Studenten. Diese Programm soll für sie auch eine nette Übung sein (und außerdem wird die Teilname ihnen auf den Pflicht-Sozialdienst angerechnet, den alle in Mexiko zu leisten haben) Diesen Sonntag haben sie für uns Austauschstudenten der CUCEA einen Schulausflug organisiert. Das Wort trifft es ganz gut, denn der gemietete Bus erweckte die gleiche Skepsis wie ihrerzeit unsere Schulbusse. Nur diesmal war sie berechtigt, und gegen dieses Exemplar erschien jeder Schulbus wie ein 5-Sterne-Luxus-Reisegefährt. Auch reichten die gemieteten 35 Plätze nicht (da man ja vorher nicht wissen konnte, wie viele tatsächlich mitkommen würden, hatte man mal grob geschätzt), so dass die, die sich zuletzt angemeldet hatten, stehen mussten. Und spätestens als aus den mitgebrachten Lautsprechern schlechter Hip Hop schallte, fühlte ich mich komplett zurück versetzt.

Ein Teil der Deutschen (die Bayreuther Fraktion) versuchten Vorurteile abzubauen indem sie erst mal ne knappe halbe Stunde zu spät waren (Ach, wir dachten, 9 Uhr mexikanische Zeit...), bis wir losfuhren war es sicher fast zehn und nach zwanzig Minuten hielten wir auch schon wieder, weil wir uns beim OxxO noch mit Picknick-Gütern eindecken mussten (das Picknick bestand dann dem Angebot entsprechend hauptsächlich aus allen erdenklichen Sorten Chips, aus Oreo-Keksen und Bier).und als einige Zeit später der Bus auf der Straße plötzlich einfach anhielt und nicht weiter fuhr, waren wir uns sicher, heute auch nicht mehr an unserem Ziel anzukommen.

Er hatte aber nur gehalten, weil er die Abzweigung verpasst hatte und nun etwas umständlich mitten auf der befahrenen Hauptstraße drehen musste. Dass er die Abzweigung verpasst hatte, war nur verständlich, denn es handelte sich um einen Feldweg, der recht unscheinbar mitten in die Wildnis führte. Unser Bus bewies also echte Geländetauglichkeit.. Eigentlich schien die Straße eher eine ausgetrocknetes Flussbett zu sein, nur die Anhöhen mit Steigung über 30% passten dazu nicht. Gelegentlich hatten wir beängstigende Schräglage und manchmal sahen wir uns den Bus schon aus einer Böschung herausziehen oder eine Anhöhe hochschieben, da der Bus beim Runterschalten in den ersten Gang manchmal aufgab. Das Angesicht des sicheren Todes wurde mit lautem Kreischen quittiert. Handyempfang hatten wir alle auch längst nicht mehr und so ergaben wir uns einfach unserem Schicksal.


Als wir dann endlich irgendwo ankamen (es kam uns ewig vor, dabei war es gerade erst Viertel vor 12), blieb nur der trockene Kommentar: Nein, ist schon schön hier. Ein kleiner Fluss, etwas Gras, ein paar Bäume, Geröll, und sonst weit und breit nichts. Der Himmel war auch bewölkt. Irgendeine kulturell sensible Deutsche kicherte irgendwas von, naja, Schwarzwald sei es nicht gerade, und auch sonst wussten wir nicht so recht, wozu wir eigentlich unser Leben in diesem Bus riskiert hatten. Aber nun waren wir ja schon mal da. Und ohne Handyempfang kamen wir auch nicht wieder weg. Wir trotteten also los in der Hoffnung auf ein nettes Plätzchen zum picknicken.


Das fanden wir dann auch (nachdem ich in meinen gänzlich ungeeigneten Lederschühchen einen kleinen Trampelpfad gemeistert hatte und wir samt unseres Equipments den Fluss durchquert hatten): Eine schöne Wiese, Halbschatten unter Bäumen, komische kleine Ameisen die fies bissen, und der Fluss. Hier war es wirklich schön (und auf die Decken kamen die Ameisen auch nicht). Das Tolle an dem Fluss war, dass er etwa 40°C hatte, er entsprang nämlich angeblich irgendwo bei einem Vulkan (und unser Verdacht eines Atomkraftwerkes in der Nähe wurde auch durch keine vorbeischwimmenden dreiäugigen Fischen oder ähnlichem bestätigt). Man fühlte sich wie in der Badewanne, allerdings mit Strömung. Es gab auch einen kleinen etwas kühleren Nebenarm, da inzwischen auch die Sonne rausgekommen war, war das eine sehr erfrischende Abwechslung.

Alles in allem war der Ausflug dann doch sehr schön, es war toll, mal einen Tag aus der Stadt rauszukommen und Natur um sich zu haben, die Leute waren nett und witzig und überhaupt war es wie Urlaub: Entspannung und ein gutes Buch.

(Fotos folgen, Blogger will grade nicht :-( )

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