Saturday, September 09, 2006

Eine Nacht in Guadalajara

Eigentlich wollte ich keine ausführlichen Beschreibungen von irgendwelchen Partynächten mehr geben (schließlich lesen dieses Blog auch meine Eltern ;-)) – die gestrige war aber auch nicht irgendeine, sondern sie war außergewöhnlich und typisch zugleich. So wie diese Nacht, oder zumindest Teile davon, verliefen hier bisher die meisten Abende. Deswegen werde ich hier eine bunte Fotos-Geschichte von dieser Nacht einfügen und möchte Euch einladen mich auf einer kleinen Guadalajara-bei-Nacht-Tour zu begleiten.

Wir begannen mit einem kleinen bisschen Kultur. Llorene, ein Mädchen aus Kanada, die ich über AIESEC kenne, hatte mich und ein paar andere eingeladen, sie zu einer Ausstellungseröffnung zu begleiten, bei der wiederum eine Freundin von ihr arbeitet. Dort trafen wir noch weitere Bekannte. Die Ausstellung war ganz nett, das tollste daran waren die kleinen Häppchen die einem von netten Kellner aufgedrängt wurden (Sie platzierten sich genau vor das Bild, das man gerade betrachten wollte, erklärten einem ausführlich, welche Delikatessen sie anzubieten hatten und bewegten sich erst weiter, wenn man eine der kleinen Köstlichkeiten – Datteln im Speckmantel, Mozarella-Sticks, Mini-Quiches, Melone mit Schinken, Weintrauben umhüllt von Frischkäse und Sesam – annahm).


Danach wollten wir gerne irgendwo etwas trinken gehen. Wir waren im Stadtzentrum und niemand von uns kannte sich hier besonders gut aus. Daher fragten wir einen Rosenverkäufer (der sollte es schließlich wissen) und er führte uns durch die Stadt

...zu einer kleinen Bar. Die war klein, leer und direkt über einer Disko, aus der unglaublich laute Musik zu uns hoch drang. Um vollends zu verhindern, dass eine Unterhaltung zustande kommen könnte, wurden in noch größerer Lautstärke aus einer Jukebox mexikanische Schlager abgespielt. Wir hatten uns zuerst sogar versucht auf Spanisch zu unterhalten, aber im Anbetracht von 4 englischen Muttersprachlern (2 aus Kalifornien, Kanada, England) und den eindeutig erschwerten Bedingungen gaben wir das recht schnell wieder auf.

Das Bild davon erspar ich Euch.

Wir tranken also unser Bier, aßen Chips und Obst – wie absolut alles hier mit Chili, Salz und Limone (Doch zum Essen ein andermal) – und warteten auf einen anderen Bekannten, ein Mexikaner, den wir auch über AIESEC kannten. Der holte uns mit dem Auto ab und es begann ein kleines Bar-Hopping: Zuerst fuhren wir in ein Restaurant, das typisch mexikanische Mariachi-Musik zu bieten hatte. Das Ambiente war in der Tat ziemlich toll (etwas zu viel von allem), allerdings war es auch recht teuer.

Die nächste Station war dann ein gigantisches weißes Zelt. Darin befanden sich viele Mexikaner aller Altergruppen (die meisten aber so Mitte zwanzig), die mit großer Begeisterung eine Liveband feierten, deren Musik in Deutschland höchstens vielleicht unsere Großeltern (ohne ihnen Urecht tun zu wollen) hören würden. In Deutschland nennt man so was Humptata, glaube ich. Hier heißt es Banda http://en.wikipedia.org/wiki/Banda_music und ist sehr beliebt. Denn der dazugehörige Tanz erfordert viiiel Körperkontakt. Im Grunde besteht er aus Körperkontakt und einem exzessiven Hin- und Herhüpfen von einem Fuß auf den anderen.



Danach hatten wir Hunger (und zumindest dem nicht-mexikanischen Teil unserer kleinen Delegation sagte Banda auch nur bedingt zu, ohne unseren Gastgeber beleidigen zu wollen). Es war nun auch schon halb zwei und die kleinen Delikatesshäppchen hielten nicht so lange vor. Wir fuhren also irgendwohin, wo es Tacos gab (Hier nennt man das liebevoll „von der Straße essen“, wahrscheinlich eine etwas unglückliche Übersetzung. Gemeint sind damit die vielen kleinen Stände, die es an jeder Straßenecke gibt). Da haben wir also dann was gegessen (Tacos natürlich).



Andere Bekannte (Matthew, GB) von mir hatten mir gesagt, sie seien in der Bali-Bar und so wurde dies unser nächstes Ziel. Die Bali-Bar verbreitete einen Flair von jamaikanischem Ballermann. Man konnte tanzen, die Musik nennt sich hier Reggaeton http://en.wikipedia.org/wiki/Reggaeton und ist, na ja, Geschmackssache...
Zumindest konnte man dazu sehr gut tanzen und ich muss sie mir ja nicht zuhause anhören. Nachdem die letzten Nächte auch immer eher Electronic-lastig ausgefallen waren war das mal eine sehr nette Abwechslung. Und gegen Humptata kommt sie schon auch an. Dort feierten wir also ein wenig weiter. Und gegen drei begann plötzlich eine argentinische Band, die irgendwie aus dem Nichts auftauchte, mexikanische und britische Rockmsik zu spielen und zwar gar nicht so schlecht.

Das machten sie dann über eine Stunde bis halb fünf, und bis wir dann tatsächlich irgendwann in einem Taxi nach Hause saßen war es auch schon fünf. Beim Aussteigen aus dem Taxi habe ich dann auch noch mein Handy verloren (ist mir auf dem Rücksitz aus der Hosentasche gerutscht). Aber ich hatte unglaublich großes Glück: Die Jungs, die mich nach Hause gebracht hatten, haben es gemerkt und mitgenommen, und ich habe es mir heute wieder abgeholt. Ich war echt so erleichtert, denn sonst wären alle Nummern weggewesen... Naja, was erzähl ich Euch, ihr wisst ja sicher alle selbst, welch Katastrophe es bedeutet, das Handy zu verlieren.

Alles in allem also eine sehr ereignisreiche Nacht. Wenn man offen und spontan ist, kann man hier echt einiges mitmachen, langweilig wird es sicher nicht.

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