Sunday, December 03, 2006

Baja California.... maravilloso (Kurzfassung)

Mit sechs Deutschen und einem Franzosen, einem Minivan, der einiges mitmachen musste in der Woche, mal wieder jeder Menge Oreos . Pacifico Bier ist eben doch das Beste. Touristenstädte und einsame Fischerdörfer. San Diego. Eine Jugendherberge in the middle of nowhere. Ohne Strom und mit Walen, Pelikanen, Seehunden und einer ganzen Reihe Insekten, die eine Erwähnung hier nicht wert sind. 500 km in 15 Minuten? Zu siebt in einem Hotelzimmer. Grand Baguette und Petite Croissant. Bacardi Cola. Bacardi Fresco. Bacardi. Thanksgiving Dinner mit selbst geangeltem Fisch bei mexikanischen Amerikanern. Sonnenaufgang. Sonnenuntergang. Kuchenschlacht. Spiel mit Sting Rays. Bestechungsversuche an der Grenze (...are you trying to bribe me?!?). shopping exzesse. Lost-And-Found. WOMEN! Manches ändert sich nie.

Jungs; ich werde euch vermissen... Steffi: Du fehlst mir. Es ist schön zu wissen, dass unsere Freundschaft hält.

Eigentlich bleibt dazu nur eines zu sagen....: Ai laik....

Baja California

Vielleicht habe ich so lange gebraucht, die richtigen Worte zu finden um die vergangene Woche zu beschreiben, weil das, was die Woche so besonders gemacht hat, nicht einfach nur die Orte waren, die wir besucht haben, die Geschichten, die wir erlebt haben, die Dinge, die wir gesehen haben. Es war vielmehr die Stimmung im Auto, die Atmosphäre am Strand, das Gefühl auf dem Boot. All dies zu beschreiben erschien mir ziemlich aussichtslos. Da ich es Euch und uns aber schuldig bin, wage ich dennoch einen Versuch.

Es ist darüber hinaus um so viel einfacher, witzig über Dinge zu berichten, die nicht witzig waren, als authentisch den Humor rüberzubringen, über den wir eine Woche lang gelacht haben. Insider erzählen ist immer langweilig.

In Tijuana anzukommen war eigentlich schon ein Abenteuer für sich. Miriam und ich hatten gebührenden Respekt vor dieser Stadt und so klammerten wir uns an unsere Handtaschen nachdem wir unsere Dokumente und Kreditkarten an sicheren Orten verstaut hatten und machten uns auf die gefahrenvolle Reise zur Bushaltestelle direkt vor dem Flughafen. Jeden Augenblick erwarteten wir, angegriffen zu werden, hinter jedem neugierigen Blick vermuteten wir potenzielle Schwerverbrecher. Die größte Aggression uns gegenüber ging jedoch von den Taxifahrern aus, die vor dem Flughafen auf unschuldige und hilflose Touristen warteten und sich auf sie stürzten wie Geier in der Wüste. Fest behaupteten, es gebe weit und breit keine Busse und 200 Pesos zum Busterminal sei ein völlig gerechtfertigter und angemessener Preis. Dieser fiel schlagartig auf 80 Pesos, wenn sie herausfanden, dass wir keine Amerikaner waren und zudem auch noch Spanisch sprachen. Wir waren dann ziemlich überrascht, dass wir ohne Zwischenfall unseren Weg zum Busbahnhof schafften (natürlich mit Bus – für 12 Pesos), und als nach einigen Stunden des bangen Wartens endlich auch Steffi zu uns stieß waren wir dann doch sehr erleichtert die erste große Herausforderung gemeistert zu haben. Wir verließen Tijuana geradezu fluchtartig.

Was uns jedoch in Playas de Rosaritos erwartete war kein Stück besser. Keine Ahnung welche Mexikaner uns im Vorfeld geraten hatten, dass wir unbedingt dorthin müssten. Wir stiegen direkt an der Hauptkreuzung aus, und wurden direkt von zig Mexikanern belagert, die versuchten, uns in eine der unzähligen Bars zu zerren – ungeachtet unserer Reiserucksäcke und völlig unbeeindruckt von der Tatsache, dass wir unser bestes gaben, sie zu ignorieren. Wir fanden dann zum Glück doch ein ganz annehmbares Motel und aßen in einem netten Lokal und gingen im Anschluss tatsächlich in eine der Bars, die zu unserer großen Überraschung menschenleer war. Insgesamt hat Playas de Rosaritos bei mir einen sehr trostlosen Eindruck hinterlassen. Miriam bezeichnete die Stimmung sogar als „verzweifelt“, was nicht ganz unpassend ist. Zu sehen, mit welcher Aggressivität sich die Mexikaner bei den Amerikanern anbiedern, mit einer Mischung aus Verachtung und Abhängigkeit zugleich wirkte in der Tat verzweifelt. Ich konnte Steffi gegenüber nicht oft genug beteuern, dass dies nicht Mexiko sei – zumindest nicht das Mexiko, das ich kennengelernt habe. Denn natürlich ist auch das eine Seite von Mexiko.

Den nächsten Tag verbrachten wir am Strand und mit einem unendlichen (er sollte praktisch die ganze Woche nicht wirklich enden) Entscheidungsprozess, was wir denn als nächstes machen wollen. Ich spar Euch den Teil mal, weil er zu dem einzigen echt unerfreulichen diese Woche zählt und gehe gleich zum Ergebnis über: Wir fuhren nach San Diego um uns dort mit vier Jungs zu treffen, Freunde von Steffi aus San Francisco (drei Tübinger, ein Franzose). Sie hatten sich für die nächste Woche ein Auto gemietet und wollten auch Baja California runterreisen. Da das Auto groß genug war, beschlossen wir also, gemeinsam zu reisen.

Die Grenze zu überqueren war nicht ganz einfach. Doch nach einem dezenten Bestechungsversuch (wir hatten unsere Kreditkarten in unseren Reisepässen vergessen), war auch der Grenzbeamte ganz freundlich und verkaufte uns ein Visum für 6 Dollar. Der Abend in San Diego war sehr nett, auch wenn Miriam und ich ziemlich geschockt waren, dass die Party um halb zwei vorbei sein sollte (ja, und, wo geht jetzt die After-Party – Welche Afterparty? – Ja es muss doch eine geben! – Nein, wir gehen jetzt ins Bett! – Ins BETT???... Aber auch eine halbstündige Diskussion mit dem DJ brachte keine neuen Resultate. California Law, Thanx Arnie).

Und dann ging es endlich los. Weit kamen wir allerdings nicht. In Ensenada machten wir eine ausgiebige Mittagspause, und als wir gegen vier weiterfuhren, senkte sich bereits die Dämmerung. Dass dies ein Problem sein könnte, war uns nicht ganz klar gewesen. Wir hatten eigentlich vorgehabt, an dem Abend noch gut 500 km zu fahren. Ein Blick in unseren Reiseführer belehrte uns dann aber eines besseren: Rule #1: Don’T take the road for granted. JA gut. Das war uns inzwischen auch schon aufgefallen: Eng, kurvig, übersät mit Schlaglöchern und ständig kamen einem Trucks mit überhöhter Geschwindigkeit entgegen. Rule #2: Never drive at night. Zu dumm, dass Ende November die Nacht schon gegen 5 beginnt. Wir waren also gerade ca. eine Stunde südlich von Ensenada, es gab weit und breit nur Einsamkeit und es wurde langsam aber sehr sicher dunkel. Und wir hatten 15 Minuten für 500 Kilometer. Da kamen wir an einem Schild vorbei: Hostel, am Meer (wo bitte soll denn hier das Meer sein???), nur 12 Meilen. Wir hatten keine Wahl, also nahmen wir die Abzweigung die uns in noch tiefere Einsamkeit führte. Ok, wir hatten echt Schiss. Wir Mädels haben da auch keinen großen Hehl draus gemacht, und während die Jungs noch ihre Unsicherheit mit vielen mehr oder minder lustigen Sprüchen zu überspielen versuchten, zählten wir lieber die Holzkreuze am Wegesrand. Die Straße wurde immer schlechter, und war irgendwann ein unbefestigter Feldweg. Als wir fast nicht mehr dran glaubten, erreichten wir dann aber doch das Hostel, eine kleine Surfer-Enklave in der wir so ziemlich die einzigen Gäste waren. Aber es gab ne Tischtennisplatte und einen Aufenthaltsraum und außerdem eine Dachterrasse und so verbrachten wir den Abend mit unzähligen Trinkspielen und feierten in der Einsamkeit in Miriams Geburtstag rein. Collateralschaden waren eine Flasche Öl. Das Video gibt’s demnächst bei YouTube...















Am nächsten Morgen brachen wir um halb sieben auf, wir hatten aus unserem Fehler gelernt. Der nächste Strich durch die Rechnung wurde uns vom Revolutionsfeiertag gemacht. Jedes Dorf hatte irgendwelche Paraden mit denen sie die Hauptstraße blockierten. Nun war nur leider die Hauptstraße die einzige Straße. Also mussten wir wieder über Feldwege und durch Straßengräben, doch inzwischen hatten wir eine gewisse Routine und fanden es eigentlich auch ganz unterhaltsam, die Paraden aus der Ferne zu beobachten. Gegen Mittag erreichten wir Rosarito, das nicht weiter erwähnenswert wäre, außer, dass es die letzte Pemex vor der Wüste hatte. Hier aßen wir noch schnell zu Mittag um dann 400 km Wüste in Angriff zu nehmen. Die war schon beeindruckend. Riesenkakteen, Felsblöcke und Nichts soweit das Auge reicht. Wir waren sehr glücklich, dass wir das bei Tag zu sehen bekamen, denn es war ziemlich beeindruckend und die Landschaft war abwechslungsreich und spannend.














Bei Dämmerung erreichten wir dann Bahía de Los Angeles, ein Fischerdorf auf der Golfseite von Baja California. Was auch immer wir erwartetet hatten: So klein und so einsam hatten wir es uns nicht vorgestellt. Es dauerte auch bis zum nächsten Morgen, bis wir entdeckten, dass wir im Paradies gelandet waren. Zunächst suchten wir ein Hotel und ein Restaurant. Wir aßen leckeres, frisches Meeresgetier und danach wollten wir uns noch gemütlich an den Strand setzen. Um Punkt zehn wurde es allerdings finster um uns rum. Wir hatten davon in unserem Reiseführer gelesen, aber in den hatten wir sowieso kein besonders hohes Vertrauen (Tijuana: Multikulturelles, lebendiges Juwel... Ja sicher....) und so waren wir davon ausgegangen, dass dies eine veraltete Information sei. War es nicht. Bahía de Los Angeles liegt so einsam, dass es nur einen Stromgenerator hat (extra für die paar Touristen im Jahr), keinen Handyempfang und auch erst seit zwei Jahren eine Telefonleitung. Und so wird halt um 10 der Strom abgestellt. Das war uns dann doch etwas unheimlich und so gingen wir dann ziemlich früh in Bett.





Den nächsten Tag verbrachten wir mit Faulenzen (und lernten, dass hier der Strandtag um 3 Uhr bereits zuende ist, da dann die Sonne hinter einem Berg verschwindet und den Strand in Schatten taucht).

Den Tag drauf buchten wir uns ein kleines Motorboot inklusive Fischer. Dieser Tag wird mir sicher noch lange in Erinnerung bleiben. Wir fuhren bei Sonnenaufgang (halb 6) los, um im Morgengrauen unsere Angeln auszuwerfen. Um 8 Uhr hatten wir dann bereits einige Kilo Fisch gefangen. Dann fuhren wir mit dem Boot durch die vielen kleinen Inseln vor der Küste und kamen aus dem Staunen nicht heraus. Pelikane, Robben, und – wir konnten unser Glück kaum fassen – Wale. Sie schwammen neben unserem Boot her, drunter durch (wir konnten uns nicht ganz entscheiden, ob wir Angst haben sollen oder einfach nur begeistert waren) tauchten immer wieder auf, es war echt unglaublich.


























Abends wurden wir von einer Familie eingeladen, Mexikaner, die seit 20 Jahren in den USA lebten, mit zwei Kindern. Sie hatten uns angeboten, ihren Herd zu benutzen, damit wir unseren selbstgeangelten Fisch zubereiten konnten. Unser Fisch schmeckte wider Erwarten (er war nämlich echt hässlich) köstlich, und unser Fischer hatte ihn uns schon fertig filetiert. Die Familie war total nett und herzlich, half uns bei der Zubereitung und wir verbrachten einen sehr unterhaltsamen Abend mit ihnen (beim Gruppenfoto am Ende brach leider die Liege zusammen – wir hatten wohl zu viel gegesssen...).

Am nächsten morgen machten wir uns auf den Rückweg und schafften es immerhin bis Ensenada. Dort suchten wir uns ein Hotel, was sich aufgrund der Thanksgiving-Ferien recht schwierig gestaltete. Wir bekamen dann aber doch noch ein Zimmer, in das wir uns dann zu siebt quetschten. Die Party dieses Abends wird wohl legendär (zumindest Miriam und ich reden jetzt von „Ensenada-Party“ wenn wir über richtig gute, etwas ausartende aber auf jeden Fall sehr lustige Feiern sprechen).

Wir verbrachten den Freitag dann auch noch in Ensenada, durchforsteten die Touriläden nach halbwegs geschmackvollen Andenken und Mitbringseln, nahmen noch schnell eine ziemlich unspektakuläre Sehenswürdigkeit mit (so ein Loch in den Klippen aus dem Wasser geschossen kam, wenn eine Welle hereinbrach... na ja...umso beeindruckender war der Kreuzweg der dorthin führte: Ich habe noch nie so viele Touristenstände auf einem Haufenn gesehen) und fuhren dann abends nach San Diego weiter. An der Grenzen wurden wir natürlich rausgeziogen (was erwartet man, bei sieben Studenten....) und mussten unsere 5 Äpfel abgeben. Gegen unsere 48 Dosen Pacifico-Bier, 2 Flaschen Bacardi und eine Flasche Tequila hingegen hatten sie nichts einzuwenden.

Wir zogen also wieder in altbewährtes Hostel (fast wie nach hause kommen). Den Samstag verbrachten wir Mädels dann mit einer ausgedehnten Shopping-Tour (Danke an das Rekordtief des Dollarkurses.... So kann man sich das Vermögen, dass ich ausgegeben habe fast ein bisschen schön rechnen). Abends wurde noch mal ausgiebig bis halb zwei gefeiert (daran könnte ich mich nicht gewöhnen, glaube ich...), und am nächsten Morgen verabschiedeten Miriam und ich uns schließlich um zurück nach Tijuana zu fahren.

Es tut mir leid, es war mir nicht möglich, mich irgendwie kürzer zu fassen. Es war einfach eine so schöne und ereignisreiche Woche, dass ich unbedingt alles aufschreiben wollte. Was ich natürlich nicht getan habe, denn sonst säße ich morgen noch hier.... Die Fotos zur Illustrierung lade ich bei Gelegenheit hoch, aber das dauert mir jetzt zu lange.

Wednesday, November 15, 2006

Der Alltag

Hinter mir liegen die zwei unspektakulärsten Wochen, die ich hier bislang verlebt habe. Nachdem ich den ganzen Oktober so viel unterwegs war, hatte ich das Gefühl, hier mal wieder wirklich ankommen zu müssen. Ausserdem gab es doch das ein oder andere für die Uni zu tun, und dann war da ja noch die Hausarbeit für mein Englischseminar (Lasst mich nur noch dieses eine Mal jammern, bitte!!!). Also verbrachte ich grosse Teile der vergangenen Woche in der Bibliothek (ohne mich zu erkälten, welch Glück), den Rest mit Freunden, mit Hausarbeit, mit Einkaufen und anderen Dingen, die man halt so macht, wenn man irgendwo lebt.

Das tat mir alles in allem sehr gut. Mexiko bietet immernoch jede Menge Kuriositäten, Überraschungen hinter jeder Ecke, neue Erfahrungen, kleine Abenteuer. Aber ich habe nicht mehr das Gefühl, dass alles so ungewohnt ist. Ich fühle mich hier inzwischen zuhause. Deswegen wird es eigentlich auch so langsam mal wieder Zeit, Urlaub zu machen (3 Wochen Uni am Stück reichen, findet Ihr nicht auch?). Also fliege ich übermorgen auch schon los nach Baja Californiaaaa....

Dann hört Ihr also wieder ne Weile nix von mir. Dafür verspreche ich, danach auch ganz schöne Photos hochzuladen ;-)

Friday, November 10, 2006

Uni-Update

Die letzten zwei Wochen habe ich mich mal wieder darauf zurückbesonnen, weswegen ich eigentlich offiziell hier bin: Die Uni. Und nach zwei Wochen muss ich feststellen: Es reicht so langsam auch. Das Niveau hat sich nicht verbessert und so habe ich immernoch bei den meisten Kursen das Gefühl, meine Zeit zu verschwenden. Von den sechs Kursen sind auch nur noch vier übrig geblieben, den leichtesten und den schwierigsten (bzw. aufwendigsten) habe ich gestrichen.
Aber viel Uni ist es ja auch nicht mehr: Eine Woche noch, dann mache ich nochmal eine Woch Urlaub (mit Steffi, die ja gerade in SF ist, nach Baja California), und dann sind es noch maximal drei Wochen, wobei die letzte wohl auch nur noch so halbherzig durchgeführt wird. Die Examen werden davor schon geschriebn. Das ist also wirklich überscchaubar und ich sollte mich nicht weiter beklagen.

Stattdessen beklage ich mich lieber über meine Hausarbeit, die ich für mein Englischhauptseminar noch schreiben muss, dass ich im Juni in Deutschland belegt hatte. Ganz groß. Die Bibliothek, in der ich gerade sitze, ist zu stark klimatisiert und das Internet ist ziemlich instabil. Aber gut, eigentlich sollte ich ja auch nicht surfen, chatten und bloggen....

Also, dann mache ich mich mal an die Arbeit. Wünscht mir Glück...

Friday, November 03, 2006

Dia de Muertos oder: Die Sache mit dem Totenkult

Wahrscheinlich befinden wir uns an den zwei Extremen einer Skala. In Deutschland haben wir eine Minimalauseinandersetzung mit dem Tod, vermeiden, darüber zu reden, besuchen den Friedhof auch nur in Ausnahmefällen, und fühlen uns peinlich berührt, wenn allzu offen mit dem Thema umgegangen wird. Darüber könnten die Mexikaner wahrscheinlich nur den Kopf schütteln.

Der zweite November ist hier Dia de Muertos, müsste eigentlich zumindest dem Datum nach Allerseelen entsprechen. Allerheiligen gibt es auch am 1.11. aber der 2.11. ist auf jeden Fall der größere Feiertag, hier hatten wir sogar frei.

Schon die Woche zuvor war ich irritiert an den kleinen bunten Altären vorbeigegangen, die entlang eines Weges auf dem Unigelände für verstorbene Freunde und Familienangehörige errichtet worden waren. Auch die Stände, die kleine, bunte Totenschädel, blinkende Skelette, und andere Dekoware anboten, hatten mich eher erstaunt. Wirklich befremdlich fand ich einige Studenten, die als Skelette, Gevatter Tod und Trauergäste verkleidet eine Prozession quer über den Campus veranstalteten, eine Person in weiß gehüllt über ihren Schultern tragend.

Auf dem Panteón de Belen, einem Friedhof, findet den gesamten November das Festival de Muertos statt. Da werden nachts im Open Air Kino Horrorfilme gezeigt, es gibt regelmäßige Führungen über den Friedhof, Musikveranstaltungen und Theaterdarbietungen. Damit wir wenigstens etwas von diesem Tag mitbekämen (die anderen Austauschstudenten sind nach Morelia in einen anderen Bundesstaat gefahren, aber Miriam und ich hatten entschieden, dass uns ein Wochenende in Guadalajara auch mal wieder ganz gut tun würde...), beschlossen wir, uns eines der Theaterstücke anzusehen. Die Vorstellung begann um 23.30 Uhr und ging bis nach eins. Das Ambiente war schon sehenswert, in der Mitte des Friedhofes befindet sich ein kleiner Tempel um den herum eine Bühne aufgebaut war. Davor wurden Stühle und eine Tribüne aufgestellt. Und so saß man zwischen Grabsteinen unter einem fast vollen Mond und rechnete jeden Augenblick mit Dracula der, der Legende nach, aus dem Tempel (vielleicht war es auch eher eine Gruft) aufsteigen würde, sollte einer der Bäume auf der linken (!) Seite zu Fall kommen.
Von dem Theaterstück verstanden wir nicht so viel, es baute sehr auf Wortwitze (tal iban > Taliban) und Anspielungen (für Eingeweihte sage ich nur Trés-Ochenta....) und war einfach insgesamt sehr mexikanisch. Dadurch natürlich auch sehr bunt und lebhaft und es war schon recht unterhaltsam. Nur so gegen eins wurde uns dann doch so langsam kalt (tagsüber freuen wir uns hier über 30° und Sonne, aber nachts wird es schon ein wenig kühler).


Donnerstag sind wir dann auf einen anderen Friedhof und haben dort Familien beim Picknick zugesehen, die extra die Dinge kochen, die die Verstorbenen gerne gemocht haben, und sich ganz ungezwungen mit ihnen unterhielten. Auch wenn es uns teilweise schon etwas widerstrebte, da wir nun mal so locker und fröhlich mit dem Tod nicht umgehen, es ist für uns doch eher eine ernste Angelegenheit, der man gebührenden Respekt zollen sollte, so war es doch eine recht interessante Erfahrung.


Tuesday, October 31, 2006

Ein Photo für Kati








Dieses Bild widme ich Dir, ich denke, Du weißt, warum... Freu mich schon darauf, wieder mit Dir zusammen zu wohnen und auf das gegenseitige Übernehmen von Angewohnheiten

Veracruz: NatCo AIESEC México

Okay, meine Lieben, ein Entschuldigung gleich vorweg: Den folgenden Bericht werden Nicht-AIESECer wahrscheinlich nur schwer verstehen, da ich es nicht fertig bringen werde, Abkürzungen, Bräuche, Traditionen, Begriffe usw. wie sie in AIESEC üblich sind, zu erklären. Er ist eher für die AIESECer unter Euch gedacht. Die, die es nicht sind, seien natürlich trotzdem herzlich zum Lesen eingeladen, und ich freue mich, Euch alle Fragen, die Ihr habt, zu beantworten. Ihr kennt das ja schon von mir...

Ich hatte mich bereits im September hier in Mexiko als Faci für das TRS beworben (eine Neuheit in AIESEC Mexiko: Taking Responsibility Seminar. Soll als Abschluss der Induction und Einführung in die 2. @-XP Stage dienen). Daraufhin hatte Dani (Räger, ex-Ingolstadt, hier als VP PD im MC) mich angerufen, und gesagt, dass sie mich nicht so gerne als Faci sondern lieber als Chair hätten. Und zwar nicht nur für das TRS, sondern für die Gesamtkonferenz, also auch für das zeitgleich stattfindende XM (für alle Vorstände sowie auch erfahrene Mitarbeiter) und das NOPS. Insgesamt über 250 Delegates. Ich war schon sehr unsicher, ob ich mir das wirklich so zutraue, aber ich auf der anderen Seite wollte ich mir eine so tolle Möglichkeit auch nicht entgehen lassen. Nachdem ich also ein paar Mal kräftig geschluckt hatte, sagte ich zu.

So kam es also, dass ich mal in einer ganz neuen Rolle auf eine Konferenz fahren durfte. Und es war großartig. Die ersten zwei Tage verbrachten wir mit dem Faci-Premeeting. Für das TRS gab es ein Faci-Team, das XM wurde vom MC geleitet. Das Faci-Team war toll: UK, USA, Deutschland, Brasilien, Venezuela und Mexiko waren vertreten. Das war schon eine Herausforderung, hat aber auch wahnsinnig viel Spaß gemacht.








Die Konferenz begann dann Donnerstag morgens (nachdem die meisten LCs gerade eine Nacht im Bus verbracht hatten) und ging bis Sonntag nachmittag, vier Tage also. Der zweite Tag war ein CR-Day, mit einer ganzen Reihe Externals (IBM, E&Y, Deloitte, Dunamis, Hunger Project), Podiumsdiskussionen (denen ich auf Spanisch dann doch nicht so ganz folgen konnte), Workshops, Learning Circles – wie gehabt und ähnlich wie wir es aus Deutschland kennen. Samstag gab es wieder normale Workshops und Sessions, und abends das schönste Global Village auf dem ich je war. Unglaublich wie viel Liebe die Leute in ihre Stände gesteckt haben, das habe ich noch nie erlebt. Das LC Guanajuato kam als Mumien verkleidet (siehe Blog unten), eine andere als Burrito, weil ihre Region dafür berühmt war, Alle Stände waren bunt und phantasievoll.... Es war richtig schön. Dabei gab es gar nicht so viel Essen und Trinken, aber trotzdem hat es einfach viel Spaß gemacht rumzulaufen und sich alles anzugucken. Gefeiert wurde dann auch richtig. Ich verstehe inzwischen das Klischee, Deutsche würden nicht tanzen. Es ist wirklich nicht das Gleiche: Auf deutschen Konferenzen gibt es immer Grüppchen, die noch diskutieren, etc. Hier hat einfach JEDER getanzt. Und zwar gab es gar keine AIESEC Lieder sondern das ganz normale Zeug was auch sonst immer gespielt wird. Aber ich habe noch nie vorher erlebt, das Leute so feiern können. Es war echt unbeschreiblich. Sonntag waren wieder Workshops und nach dem Essen hatte ich dann mein Closing, an dem ich den ganzen Vormittag gearbeitet hatte (mir war vorher nicht klar gewesen, dass ich für die kompletten 1,5 Stunden allein verantwortlich sein würde und das MC gar nichts vorbereitet hatte – Die MCPine war eh niemand, die besonders gerne große Reden gehalten hätte). Das Closing ist mir glaube ich am besten gelungen, inzwischen hatte ich einige Unsicherheiten überwunden, die in den Morning Plenaries vielleicht noch da waren.





Beim Schreiben merke ich, dass es mir unmöglich ist, wirklich alles zu erzählen, da gibt es so vieles und ich weiß einfach gar nicht wo ich anfangen soll.

Deswegen fasse ich einfach zusammen, wie ich mich jetzt gerade fühle: Totmüde und erschöpft, aber um eine sehr tolle Erfahrung reicher.

Monday, October 30, 2006

Zwischenstop D.F.

Meinen ersten und einzigen Tag in Mexiko Stadt verbrachte ich: Im Büro des Nationalkomitees von AIESEC México. Aber diese Stadt ist auch einfach zu groß, um sie sich an einem Tag mal eben anzugucken. Da ich außerdem noch einiges vorzubereiten hatte, habe ich meine Erkundungstouren auf Dezember verschoben, wenn ich vor Felix’ Ankunft hier ein wenig mehr Zeit habe.
Mein erster Eindruck: Die Stadt ist GROß. Sehr groß.
Immerhin kenne ich schon den Flughafen. Der liegt irgendwie fast mittendrin hatte ich den Eindruck. Ansonsten kann ich da aber echt nichts zu sagenDas MC hat ein hübsches Büro, einen Raum mit vielen Arbeitsplätzen, ein wenig eng vielleicht, man sollte sich schon besser gut verstehen. Außerdem dürfen sie in der Kantine essen, was echt toll ist, da dies ein kleiner gemütlicher Raum mit knallbunten Tischen und Stühlen und vielen Bildern an den Wänden ist, in dem eine nette Frau vom Typ mexikanische Mama für alle kocht. Sie bekommen das Büro inklusive Telefon und Internet von einem Alumnus gestellt.

Guanajuato/Cervantino (20.-22.10.2006)

Der Bus hatte zwei Stunden Verspätung, wir mussten bei Violettas Freundin auf dem Boden schlafen, kamen in ein gigantisches Gewitter, konnten uns mit 40 Leuten unmöglich auf eine gemeinsame Abendgestaltung einigen und verbrachten die meiste Zeit damit auf verlorene Schäflein zu warten. Doch am Ende war es das wert....

Nach den etwas verkorksten Erfahrungen des ersten Abends beschlossen Miriam und ich den zweiten Tag absolut stressfrei zu gestalten. Dies endete darin, dass wir einen wunderschönen, gemütlichen Tag mit vielen interessanten Besichtigungen und jeder Menge Kaffeepausen verbrachen. Überhaupt war unsere Hauptbeschäftigung auf irgendwelchen Plätzen zu sitzen und Kaffee zu trinken. Von schönen Plätzen hat Guanajuato nämlich jede Menge. Die Stadt gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO und ich kann gut verstehen, warum. In Guanajuato verläuft keine Strasse geradeaus, die Gassen sind verwinkelt, gehen bergauf oder bergab und oft verlaufen sie unterirdisch. Außerdem bemerkte Miriam recht treffend, dass man sich wie in Disneyland fühle, und zwar in dem Teil, der Südeuropa repräsentiert. Elemente aus Venedig, Florenz, Barcelona, Rom, Paris, alles dabei. Kein Wunder also, dass es Delia und Leane hier so gut gefallen hatte: Da kann man dann auch einfach nicht anders als überall Kaffee zu trinken.











Außerdem waren Studenten überall. Die Stadt war brechend voll mit jungen Leuten. Von den Veranstaltungen haben wir nicht so viel mitbekommen, das heißt so viele gab es eigentlich auch nicht, wir haben irgendwo ein wenig Musik gelauscht und einem Straßenschauspieler bei seiner Show zugeguckt.


Ansonsten haben wir aber einfach nur diese unbeschreibliche Atmosphäre genossen. Gegen Abend hat es noch mal geregnet, glücklicherweise saßen wir aber zufällig gerade in einem Café...

Am Abend fand dann noch ein öffentliches Konzert statt, die Band nannte sich Aberfeldy. War nicht so mein Fall, aber auch hier war die Stimmung insgesamt wieder toll (und gemeinsam lästern kann auch sehr viel Spaß machen – und Mexikaner haben auch gar kein Problem damit, einfach zu gehen, wenn es ihnen nicht gefällt. Hätte ich diesen höflichen Menschen gar nicht zugetraut...). Im Anschluss fand auf einem anderen Platz eine Show mit Licht und Wasser und aufsteigenden Ballons und tanzenden Gestalten und Feuerspuckern statt, die war sehr kitschig aber auch sehr schön. Den Inhalt der Geschichte haben wir nicht so ganz verstanden, aber darauf kam es auch nicht so an.








Danach feierten wir noch ein wenig weiter (nachdem wir zuvor noch einen Zwischenstop in einem Café eingelegt hatten – diesmal auf ein Bierchen) und landeten am Ende in einer Disko in der Banda gespielt wurde. Gar nicht meines (meine Abneigung, die anfangs nur eine Ahnung war, hat sich inzwischen manifestiert), aber es war recht unterhaltsam die ganzen knutschenden Austauschstudenten zu beobachten.... An dem Abend ging da so einiges :-)

Sonntag Vormittag besuchten wir nach einem wieder sehr gemütlichen Frühstück noch das Mumienmuseum von Guanajuato, das ziemlich berühmt ist. Ausgestellt sind Mumien der letzten Jahre – die Mexikaner haben hier einen etwas ungewöhnlichen Totenkult, und während die Mumien für mich eher abstoßend wirkten, ist es hier wohl eher ein Zeichen besonderer Wertschätzung, wenn man seine Verwandten mumifizieren lässt... aber muss man sie dann auch gleich im Museum ausstellen??










Auf jeden Fall war es ein tolles Wochenende und wir haben bei Gaby dann doch ein Bett gefunden.

Thursday, October 19, 2006

Reisepläne

Kurzes Update, wo ich mich in der nächsten Zeit so rumtreiben werde:
Morgen geht es nach Guanajuato zum Cervantino-Festival, dem größten Festival Lateinamerikas: http://es.wikipedia.org/wiki/Festival_Cervantino. Von da aus am Sonntag weiter nach Mexiko Stadt, wo ich am Vortreffen für die nationale AIESEC-Konferenz teilnehmen werde. Und mit den AIESECern fahre ich dann am Dienstag gemeinsam weiter nach Veracruz, denn dort findet die Konferenz dann statt: http://www.aiesec.org.mx/conference_06/. Zurück komme ich Sonntag abend. Dann muss ich wahrscheinlich 48 Stunden durchschlafen und werde dazwischen höchtsens mal zur Uni schlafwandeln, da ich da ja nicht so viele Fehlstunden haben darf....

Neue Nachrichten von mir gibt's also frühestens in anderthalb Wochen!