Wednesday, September 27, 2006

Uni ist hier --- anders.

Ein paar Beispiele:

Valbona durfte in Recursos Humanos (so was wie P&O) Lastwagen aus Holz bauen.
Miriam malte Häuser und interpretierte daraus Persönlichkeitstypen.

Anna und Martin sollten einen Test schreiben. Nachdem sie auch alle im Raum verteilt waren, fragte der Dozent, ob er nicht lieber die Punkte einfach so verteilen sollte. Er würde zwischen 16 und 20 verteilen. Da niemand 16 wollte, ließ er sich darauf ein, unter der Bedingung, dass auch niemand 20 bekäme. Und so wurden nach dem Zufallsprinzip 17, 18 oder 19 Punkte verteilt.

Paulas Econometría-Kurs durfte sich die Klausur selbst stellen, die Fragen wurden natürlich vorher ausgetauscht. Korrigieren dürfen sie auch gegenseitig.

In Teoría del Portafolio haben Paula und ich mit dem Dozenten gesprochen, weil einfache Zinssätze berechnen nicht im Kursprogramm ausgeschrieben war und wenn Prof. Schöbel das herausfindet, können wir uns das Anrechnen von BF I abschminken. Jetzt dürfen wir uns ein eigenes Curriculum zusam)menstellen und erhalten dafür ein Privattutorium. Und Freitags morgens haben wir auch frei J

Auf der anderen Seite stehen aber eben auch Zusammenfassungen von 80 Seiten Schumpeter jede Woche (vor dem Kurs habe ich mit traurigem Herzen nun doch kapituliert... ).

Ich habe heute abend meine erste Klausur in Moneda y Banca... bin schon gespannt!

Monday, September 18, 2006

Tlaquepaque

...bevor ich anfange: habe in den letzten Post jetzt auch noch Photos einfügen können. Das ist bei Blogger manchmal etwas umständlich und dauert ewig, außerdem nimmt es nur linkszentrierte Bilder, weswegen das Format gelegntlich etwas verrutscht....... also, falls Ihr ihn schon gelesen habt, könnt Ihr ihn jetzt auch noch illustriert sehen, und Euch eine bessere Vorstellung von allem machen.

Aber nun zu meinem Sonntagsausflug:

Wenn ich nicht sowieso schon in Mexiko verliebt gewesen wäre: Seit heute mit Sicherheit. Nachdem ich mich gestern noch ein wenig erholen musste von dem strapaziösen Ausflug (ich glaube, ich habe das Rührei nicht gut vertragen), fühlte ich mich heute deutlich besser und wollte endlich den längst überfälligen Besuch in Tlaquepaque machen, der schon seit Wochen immer geplant war, aber den wir aus irgendwelchen Gründen immer verschoben haben.

Guadalajara besteht eigentlich aus vier Städten, die aber total zusammengewachsen sind. In Zapopan, von der Fläche der größte Stadtteil, wohne ich, in Guadalajara ist das Hauptzentrum mit Kathedrale, dann gibt es noch Tlaquepaque und Tonála.

Tlaquepaque ist bekannt für sein Kunsthandwerk und so war ich begeistert ein niedliches kleines Zentrum mit ganz vielen Läden zu finden, die hauptsächlich Möbel und andere Einrichtungsgegenstände verkaufen. Wahnsinnig schöne Sachen, sehr hochwertig und die Läden selbst sind bereits einen Besuch wert, denn es sind alles Kolonialstilhäuser, große hohe Räume gruppiert um ein Patio, ein Innenhof, oft mit vielen Pflanzen und einem kleinen Brunnen.

Hier bin ich ein paar Stündchen durchgeschlendert, habe die Sonne genossen, zwei Fotografien für mein Zimmer erstanden (die Wände sind noch immer ein bisschen nackt, obwohl es schon sehr viel wohnlicher scheint, seit ich eine Pflanze und ein paar Körbe gekauft habe), und die vielen kleinen tollen Details bewundert.














Am besten gefallen hat mir das Casa de bicicleta. Hier hatte ein Künstler ein ganz klares Hauptthema: Eine niedliche kleine Skulptur von einem Mann auf einem Fahrrad. Diese gab es in unzähligen Variationen, mit allen möglichen Gegenständen auf dem Gepäckträger. Es gab auch Gemälde davon. Jede Ecke des gesamten Hauses war damit ausgefüllt. Leider nicht ganz preiswert, sonst hätte ich mir gerne so eine Figur mitgebracht.

Mit irgendwem irgendwohin

Dass Mexiko spontan sei, erwähnte ich bereits. Dass die Mexikaner offen und Gastfreundlich seien, auch. Hier ein weiteres Kapitel.

Freitag so gegen 6 rief mich Israel an, ob ich Lust hätte, mit Freunden übers Wochenende in sein Haus in einem Dorf ... irgendwo ... zu fahren. Den Namen hatte ich nicht verstanden und war mir auch sicher ihn noch nie gehört zu haben, Da ich aber noch nichts vor hatte, und viele Freunde nach Puerto Vallarta gefahren waren, sagte ich kurz entschlossen zu.

Israel kannte ich eigentlich auch nicht, ich hatte ihm am Vortag ein wenig bei seiner Bewerbung für eine deutsche Universität geholfen. Da aber auch die zwei österreichischen Studentinnen mitkommen würden, fand ich die Idee irgendwohin zu fahren nett.

Wir trafen uns um neun, und wieder wartete ein abenteuerliches Gefährt: Ein 28 Jahre alter Maverick... Und wieder wurde die Fahrt, noch bevor sie richtig begann, unterbrochen, weil Israel uns irgendeine Bar zeigen wollte, in der er anfängt zu arbeiten. Die Bar war auch tatsächlich ganz nett (wie mir rückblickend bewusst wird wohl noch so ziemlich das netteste an diesem Abend), wenn auch mit etwas zu abwechslungsreichem Musikmix.














Zwei Bier später setzten wir unsere Fahrt fort, nur um kurz darauf wieder einen Zwischenstop bei Oxxo einzulegen. Ich kaufte mir wieder eine Packung Oreos.

Dann aber fuhren wir wirklich los und kamen mit 2 Stunden Verspätung in diesem Ort, der für mich noch immer namenlos war, an. Israels Freunde (4 Autos voll) hatten schon einige Zeit auf uns warten müssen, nahmen uns das aber nicht weiter übel.

Andere Leute haben einen Partykeller, diese hier hatten ein Partyhaus. Es ist schwer zu beschreiben, deswegen habe ich am nächsten Tag ein paar Bilder gemacht. Was am auffälligsten war, war die Offenheit. Die Räume hatten keine Türen und von dem großen Wohnzimmer mit Küchenzeile konnte man direkt in zwei Räume sehen, in denen Betten standen, nicht nur durch die Türöffnungen sondern auch durch gemauerte Fensterbögen. Im ersten Stock gab es noch einen großen Raum, der zum Matratzenlager umfunktioniert wurde. Genug Schlafmöglichkeiten für zwanzig Leute gab, es wenn man eng zusammenrutschte. Besonders viel zu schlafen, hatte aber sowieso niemand vor.
Außerdem hatte das Haus noch eine Dachterrasse und einen Pool.















Bis zum Ende habe ich den Sinn dieses Hause nicht ganz verstanden. Es hatte zwar die Räumlichkeiten für ein normales Wohnhaus, jedoch sprach die Offenheit dagegen. Vielleicht ließe sich dies noch auf kulturelle Unterschiede zurückzuführen, aber am nächsten Tag fuhren wir auch noch zu dem Haus der Eltern, die hatten nämlich noch mal ein eigenes. Es wirkte auch insgesamt zwar sehr sauber aber unbewohnt.

Zu der Party am Abend kann ich nicht viel sagen. Um ehrlich zu sein, habe ich mich ziemlich gelangweilt. Die Leute waren jetzt nicht so wirklich meine Wellenlänge, die Mädels, die mitwaren, hatten nur die Funktion Anhang zu sein, und füllten diese Rolle brav aus. Die Jungs tranken etwas zu viel, feierten etwas zu laut, aber ohne wirklich Spaß zu haben. Das ganze erinnerte mich sehr an Freshmen-College-Studenten in den USA, die das erste Mal weg von zuhause alleine Party machen. Irgendwann ab vier bestand die gesamte Konversation nur noch aus lautem „Puuuuutooo, Puuuutissimo“-Gegröle (das heißt so viel wie „Schwuchtel“), und nachdem wir klar gemacht hatten, dass wir nicht so sehr auf Banda-Tanzen stehen verloren sie auch recht schnell das Interesse an uns.

Das erste Mal hatte ich hier auch ein echtes kulturelles Problem. Die ganze Zeit wurden wir gefragt, ob wie nicht noch was trinken möchten, ob wir uns nicht setzen möchten, ob wir nicht vielleicht doch was trinken möchten, oder lieber tanzen, oder doch lieber sitzen, Wasser? Bier?, Sitzen??? Irgendwann war ich echt angenervt – ich konnte ihnen nicht verständlich machen, dass ich tatsächlich in der Lage wäre, selbst zu artikulieren wenn ich einen Wunsch habe, und mir ggf. vielleicht sogar selbst zu dem Gewünschten zu verhelfen im Stande wäre. Irgendwann (zu meiner Verteidigung: es war halb fünf und ich hatte seit 30 Minuten außer „Sitzen, Trinken, Tanzen“ nur Puto, Putissimo gehört) reagierte ich wohl echt gereizt, und dann war der, der gefragt hatte, wieder beleidigt, weil es natürlich unhöflich von mir war, so zu reagieren. Die Mexikaner sind nämlich sehr stolz auf ihre uneingeschränkte Zuvorkommendheit und Höflichkeit: Die Männer tragen einen förmlich über die Straße (ich unterdrückte den Kommentar, ich hätte bereits mit fünf gelernt, eine Straße zu überqueren), selbst klapprige Greise lassen es sich nicht nehmen, einem aus dem Bus zu helfen, und Einladungen abzulehnen ist auch gar nicht so einfach. Normalerweise kann ich damit ganz gut umgehen und es teilweise sogar auch ein wenig genießen, aber an dem Abend hatte ich einfach keine Lust mehr.

Das war dann auch der Punkt, an dem ich beschloss, dass es besser sei, ins Bett zu gehen, und auch eine der beiden Österreicherinnen, Anna, begleitete mich dahin. Die andere hatte inzwischen was mit Israel laufen...

Am nächsten Morgen stand dann plötzlich die Mutter vor der Tür. Offensichtlich war die Party nicht wirklich als Party deklariert worden, und auch die Betten im Erdgeschoss waren nicht zur Benutzung freigegeben. Während die Mutter, Tante und Cousine noch draußen warteten, räumten drei Jungs, die immerhin schon wieder halbwegs stehen konnten, in Windeseile alle Spuren der vergangenen Nacht zusammen und schleppten die Leute, die unten geschlafen hatten die Treppen hoch. Das dauerte beeindruckende drei Minuten.

Was dann folgte beeindruckte mich allerdings noch viel mehr. Mutter, Tante und Cousine fingen an zu putzen. Ich war tatsächlich sprachlos. Sie machten einfach mal das ganze Haus sauber, ohne die Miene zu verziehen, bezogen sie die Betten unten neu, wuschen Wäsche, die Cousine (vielleicht 18 oder 19?) wischte das gesamte Wohnzimmer. In der Zwischenzeit schmuggelten die Jungs ungesehen die leeren Flaschen, die sie aufs Dach befördert hatten aus dem Haus in ihre Autos.

(Okay, auf dem Bild putzen Jungs - das war aber wirklich eigentlich nicht der Fall!!!)












Ich konnte das dann nicht länger mit ansehen (außerdem ging die Fragerei wieder los: ob ich wirklich kein Frühstück wollte?), also machte ich mich auf einen Rundgang durch das Dorf. Das war schnell geschehen. Dies war nicht das Dorf selbst sondern eine Ansammlung von Häusern ein paar Kilometer außerhalb, und wahrscheinlich die ärmste Siedlung in der ich in meinem Leben bislang gewesen bin. Unser Haus war schön und passte überhaupt nicht in die Armseligkeit, die sich darum ausbreitete. Viele Häuser hier hatten keine Fenster oder Türen, Oft war das Dach teilweise eingestürzt und dort wurden dann Tiere gehalten. Straßen gab es hier auch noch nicht, und so waren meine Lederschühchen mal wieder total unpassend (in Zukunft lasse ich sie bei allen Unternehmungen außerhalb von Guadalajara zuhause). Es gab viele Kühe, Esel, Pferde, Hühner. Ich traute mich aber auch nicht, in die Häuser hineinzustarren und so lief ich meist mit gesenktem Blick nur eine kleine Runde und kehrte dann wieder zu unserem Haus zurück.

















Dort war man dann auch fertig mit Putzen und so nahm ich bereitwillig ein Frühstück an. Rührei mit Tortillas und ein Kaffee, der dünner war als Tee und nach Zimt schmeckte. Anna sah auch ziemlich elend aus, sie hatte wohl noch viel schlechter geschlafen als ich (das Schnarchen war tatsächlich ziemlich unerträglich gewesen). Und so einigten wir uns schnell und ohne viele Worte, dass wir einen zweiten Abend dieser Art nicht unbedingt bräuchten.

Da wir sowieso einen Ausflug in das richtige Dorf machen wollten, packten wir schnell unsere Sachen, und nahmen dann aus Sayola (so hieß es nämlich, wie ich dann herausfand) den nächsten Bus zurück nach Guadalajara. Insgesamt war es sicher eine spannende Erfahrung, aber nicht unbedingt zu wiederholen.

Im nachhinein habe ich erfahren:
1. die anderen haben auch keine weitere Nacht dort verbracht: Die Tante hat sie rausgeschmissen
2. Das Haus gehört Onkel und Tante und die wohnen wohl auch ganz normal da.

Wednesday, September 13, 2006

Angeberphoto



...und das ist nur der Teil, der nicht mehr in den Kühlschrank passte...

Monday, September 11, 2006

Bosque de la Primavera (Fotos)

Nee, ist schon schön hier...

Der Weg erinnerte mich an Teambuilding-Spielchen bei AIESEC...

Einmal angekommen, hat es sich aber gelohnt:




Bosque de la Primavera

Unsere Socios sind meistens Touristik-Studenten. Diese Programm soll für sie auch eine nette Übung sein (und außerdem wird die Teilname ihnen auf den Pflicht-Sozialdienst angerechnet, den alle in Mexiko zu leisten haben) Diesen Sonntag haben sie für uns Austauschstudenten der CUCEA einen Schulausflug organisiert. Das Wort trifft es ganz gut, denn der gemietete Bus erweckte die gleiche Skepsis wie ihrerzeit unsere Schulbusse. Nur diesmal war sie berechtigt, und gegen dieses Exemplar erschien jeder Schulbus wie ein 5-Sterne-Luxus-Reisegefährt. Auch reichten die gemieteten 35 Plätze nicht (da man ja vorher nicht wissen konnte, wie viele tatsächlich mitkommen würden, hatte man mal grob geschätzt), so dass die, die sich zuletzt angemeldet hatten, stehen mussten. Und spätestens als aus den mitgebrachten Lautsprechern schlechter Hip Hop schallte, fühlte ich mich komplett zurück versetzt.

Ein Teil der Deutschen (die Bayreuther Fraktion) versuchten Vorurteile abzubauen indem sie erst mal ne knappe halbe Stunde zu spät waren (Ach, wir dachten, 9 Uhr mexikanische Zeit...), bis wir losfuhren war es sicher fast zehn und nach zwanzig Minuten hielten wir auch schon wieder, weil wir uns beim OxxO noch mit Picknick-Gütern eindecken mussten (das Picknick bestand dann dem Angebot entsprechend hauptsächlich aus allen erdenklichen Sorten Chips, aus Oreo-Keksen und Bier).und als einige Zeit später der Bus auf der Straße plötzlich einfach anhielt und nicht weiter fuhr, waren wir uns sicher, heute auch nicht mehr an unserem Ziel anzukommen.

Er hatte aber nur gehalten, weil er die Abzweigung verpasst hatte und nun etwas umständlich mitten auf der befahrenen Hauptstraße drehen musste. Dass er die Abzweigung verpasst hatte, war nur verständlich, denn es handelte sich um einen Feldweg, der recht unscheinbar mitten in die Wildnis führte. Unser Bus bewies also echte Geländetauglichkeit.. Eigentlich schien die Straße eher eine ausgetrocknetes Flussbett zu sein, nur die Anhöhen mit Steigung über 30% passten dazu nicht. Gelegentlich hatten wir beängstigende Schräglage und manchmal sahen wir uns den Bus schon aus einer Böschung herausziehen oder eine Anhöhe hochschieben, da der Bus beim Runterschalten in den ersten Gang manchmal aufgab. Das Angesicht des sicheren Todes wurde mit lautem Kreischen quittiert. Handyempfang hatten wir alle auch längst nicht mehr und so ergaben wir uns einfach unserem Schicksal.


Als wir dann endlich irgendwo ankamen (es kam uns ewig vor, dabei war es gerade erst Viertel vor 12), blieb nur der trockene Kommentar: Nein, ist schon schön hier. Ein kleiner Fluss, etwas Gras, ein paar Bäume, Geröll, und sonst weit und breit nichts. Der Himmel war auch bewölkt. Irgendeine kulturell sensible Deutsche kicherte irgendwas von, naja, Schwarzwald sei es nicht gerade, und auch sonst wussten wir nicht so recht, wozu wir eigentlich unser Leben in diesem Bus riskiert hatten. Aber nun waren wir ja schon mal da. Und ohne Handyempfang kamen wir auch nicht wieder weg. Wir trotteten also los in der Hoffnung auf ein nettes Plätzchen zum picknicken.


Das fanden wir dann auch (nachdem ich in meinen gänzlich ungeeigneten Lederschühchen einen kleinen Trampelpfad gemeistert hatte und wir samt unseres Equipments den Fluss durchquert hatten): Eine schöne Wiese, Halbschatten unter Bäumen, komische kleine Ameisen die fies bissen, und der Fluss. Hier war es wirklich schön (und auf die Decken kamen die Ameisen auch nicht). Das Tolle an dem Fluss war, dass er etwa 40°C hatte, er entsprang nämlich angeblich irgendwo bei einem Vulkan (und unser Verdacht eines Atomkraftwerkes in der Nähe wurde auch durch keine vorbeischwimmenden dreiäugigen Fischen oder ähnlichem bestätigt). Man fühlte sich wie in der Badewanne, allerdings mit Strömung. Es gab auch einen kleinen etwas kühleren Nebenarm, da inzwischen auch die Sonne rausgekommen war, war das eine sehr erfrischende Abwechslung.

Alles in allem war der Ausflug dann doch sehr schön, es war toll, mal einen Tag aus der Stadt rauszukommen und Natur um sich zu haben, die Leute waren nett und witzig und überhaupt war es wie Urlaub: Entspannung und ein gutes Buch.

(Fotos folgen, Blogger will grade nicht :-( )

Saturday, September 09, 2006

Perspektivenwechsel

Wer nicht genug Informationen über Guadalajara bekommen kann und noch mehr wissen möchte (@ Johannes G.) oder wer wohlmöglich an der Objektivität meiner Berichterstattung zweifelt (dies sei niemandem unterstellt), dem seien hier zwei weitere Blogs von meinen Bayreuther Kommilitonenempfohlen:
Anke http://www.ankeenmexico.blogspot.com und Arne (den das gleiche Namensproblem hier verfolgt wie mich - sein Beitrag dazu hätte echt auch von mir sein können) http://www.mexicoxp2006.blogspot.com

Pssst... brauchst Du ne Sonnenbrille?


Nach langem Suchen bin ich endlich fündig geworden :-)

Eine Nacht in Guadalajara

Eigentlich wollte ich keine ausführlichen Beschreibungen von irgendwelchen Partynächten mehr geben (schließlich lesen dieses Blog auch meine Eltern ;-)) – die gestrige war aber auch nicht irgendeine, sondern sie war außergewöhnlich und typisch zugleich. So wie diese Nacht, oder zumindest Teile davon, verliefen hier bisher die meisten Abende. Deswegen werde ich hier eine bunte Fotos-Geschichte von dieser Nacht einfügen und möchte Euch einladen mich auf einer kleinen Guadalajara-bei-Nacht-Tour zu begleiten.

Wir begannen mit einem kleinen bisschen Kultur. Llorene, ein Mädchen aus Kanada, die ich über AIESEC kenne, hatte mich und ein paar andere eingeladen, sie zu einer Ausstellungseröffnung zu begleiten, bei der wiederum eine Freundin von ihr arbeitet. Dort trafen wir noch weitere Bekannte. Die Ausstellung war ganz nett, das tollste daran waren die kleinen Häppchen die einem von netten Kellner aufgedrängt wurden (Sie platzierten sich genau vor das Bild, das man gerade betrachten wollte, erklärten einem ausführlich, welche Delikatessen sie anzubieten hatten und bewegten sich erst weiter, wenn man eine der kleinen Köstlichkeiten – Datteln im Speckmantel, Mozarella-Sticks, Mini-Quiches, Melone mit Schinken, Weintrauben umhüllt von Frischkäse und Sesam – annahm).


Danach wollten wir gerne irgendwo etwas trinken gehen. Wir waren im Stadtzentrum und niemand von uns kannte sich hier besonders gut aus. Daher fragten wir einen Rosenverkäufer (der sollte es schließlich wissen) und er führte uns durch die Stadt

...zu einer kleinen Bar. Die war klein, leer und direkt über einer Disko, aus der unglaublich laute Musik zu uns hoch drang. Um vollends zu verhindern, dass eine Unterhaltung zustande kommen könnte, wurden in noch größerer Lautstärke aus einer Jukebox mexikanische Schlager abgespielt. Wir hatten uns zuerst sogar versucht auf Spanisch zu unterhalten, aber im Anbetracht von 4 englischen Muttersprachlern (2 aus Kalifornien, Kanada, England) und den eindeutig erschwerten Bedingungen gaben wir das recht schnell wieder auf.

Das Bild davon erspar ich Euch.

Wir tranken also unser Bier, aßen Chips und Obst – wie absolut alles hier mit Chili, Salz und Limone (Doch zum Essen ein andermal) – und warteten auf einen anderen Bekannten, ein Mexikaner, den wir auch über AIESEC kannten. Der holte uns mit dem Auto ab und es begann ein kleines Bar-Hopping: Zuerst fuhren wir in ein Restaurant, das typisch mexikanische Mariachi-Musik zu bieten hatte. Das Ambiente war in der Tat ziemlich toll (etwas zu viel von allem), allerdings war es auch recht teuer.

Die nächste Station war dann ein gigantisches weißes Zelt. Darin befanden sich viele Mexikaner aller Altergruppen (die meisten aber so Mitte zwanzig), die mit großer Begeisterung eine Liveband feierten, deren Musik in Deutschland höchstens vielleicht unsere Großeltern (ohne ihnen Urecht tun zu wollen) hören würden. In Deutschland nennt man so was Humptata, glaube ich. Hier heißt es Banda http://en.wikipedia.org/wiki/Banda_music und ist sehr beliebt. Denn der dazugehörige Tanz erfordert viiiel Körperkontakt. Im Grunde besteht er aus Körperkontakt und einem exzessiven Hin- und Herhüpfen von einem Fuß auf den anderen.



Danach hatten wir Hunger (und zumindest dem nicht-mexikanischen Teil unserer kleinen Delegation sagte Banda auch nur bedingt zu, ohne unseren Gastgeber beleidigen zu wollen). Es war nun auch schon halb zwei und die kleinen Delikatesshäppchen hielten nicht so lange vor. Wir fuhren also irgendwohin, wo es Tacos gab (Hier nennt man das liebevoll „von der Straße essen“, wahrscheinlich eine etwas unglückliche Übersetzung. Gemeint sind damit die vielen kleinen Stände, die es an jeder Straßenecke gibt). Da haben wir also dann was gegessen (Tacos natürlich).



Andere Bekannte (Matthew, GB) von mir hatten mir gesagt, sie seien in der Bali-Bar und so wurde dies unser nächstes Ziel. Die Bali-Bar verbreitete einen Flair von jamaikanischem Ballermann. Man konnte tanzen, die Musik nennt sich hier Reggaeton http://en.wikipedia.org/wiki/Reggaeton und ist, na ja, Geschmackssache...
Zumindest konnte man dazu sehr gut tanzen und ich muss sie mir ja nicht zuhause anhören. Nachdem die letzten Nächte auch immer eher Electronic-lastig ausgefallen waren war das mal eine sehr nette Abwechslung. Und gegen Humptata kommt sie schon auch an. Dort feierten wir also ein wenig weiter. Und gegen drei begann plötzlich eine argentinische Band, die irgendwie aus dem Nichts auftauchte, mexikanische und britische Rockmsik zu spielen und zwar gar nicht so schlecht.

Das machten sie dann über eine Stunde bis halb fünf, und bis wir dann tatsächlich irgendwann in einem Taxi nach Hause saßen war es auch schon fünf. Beim Aussteigen aus dem Taxi habe ich dann auch noch mein Handy verloren (ist mir auf dem Rücksitz aus der Hosentasche gerutscht). Aber ich hatte unglaublich großes Glück: Die Jungs, die mich nach Hause gebracht hatten, haben es gemerkt und mitgenommen, und ich habe es mir heute wieder abgeholt. Ich war echt so erleichtert, denn sonst wären alle Nummern weggewesen... Naja, was erzähl ich Euch, ihr wisst ja sicher alle selbst, welch Katastrophe es bedeutet, das Handy zu verlieren.

Alles in allem also eine sehr ereignisreiche Nacht. Wenn man offen und spontan ist, kann man hier echt einiges mitmachen, langweilig wird es sicher nicht.

Wednesday, September 06, 2006

Grünes Mexiko


So grün hatte ich mir Mexiko sicher nicht vorgestellt. So grün sei es normalerweise auch nicht, klärte mich Nadine auf. Derzeit blüht hier alles, spriesst und wächst und man könnte meinen, es sei Frühling. Auch die Regenschauer wirken eher frühlingshaft. Fast jeden Tag gibt es hier gegen Abend kräftige Regengüsse, die die Stadt in eine Fluss- und Sumpflandschaft verwandeln. Dazwischen scheint jedoch auch immer wieder die Sonne und zwar mit einer Intensität, die der Nähe zum Äquator und dem Monat durchaus angemessen ist...

Die Regenzeit dauert wohl noch zwei Wochen an. Ich freue mich auf besseres Wetter, denn eigentlich wollte ich ja noch ein bisschen braun werden, ans Meer fahren (da ist gerade noch Hurricane-Saison, Teile des Staates Jalisco wurden schon evakuiert), und schadenfrohe Berichte (mit Photos natürlich) in den verregneten deutschen Herbst senden. Doch seid Euch sicher: die werden folgen!

Deutsche Errungenschaften

An dieser Stelle werden keine Schwarzbrotträume und Leberwurstphanatsien folgen - stattdessen schreibe ich über: Mülltrennung

Man mag über das ökologische Bewusstsein der Deutschen spotten. Man mag es belächeln oder für übertrieben halten. Ich vermisse es ein wenig.

Deutsche trennen mindestens Glas, Papier, Plastik & Aluminium, Bio. Hier geht alles in eine grosse Tonne. Die leider nicht ganz gross genug ist, was wiederum Kakerlaken anzieht.

Am schlimmsten war es aber, als ich das erste Mal über die Entsorgung von Altbatterien nachdenken musste. Vorsichtig, die Antwort bereits ahnend, stellte ich die Frage, wo man sie denn abgeben könnte. Nicht nur dass die Antwort genauso ausfiel wie befürchtet (es gibt keine Sammelstelle o.ä.), vielmehr war die Idee, man müsste Batterien überhaupt anders behandeln als irgendeinen anderen Müll, völlig fremd und neu.
Noch liegen die Batterien bei mir zuhause und ich denke ernsthaft darüber nach, sie nach Deutschland mit zurück zu nehmen. Vorher frage ich aber noch im Wal-Mart nach. Vielleicht hat man dort ja schonmal von sowas gehört...

Es gibt noch andere ökologisch wertvolle Errungenschaften, die ich vermisse: Ein Abwassersystem, das erlaubt, Leitungswasser zu trinken und Dosenpfand, das Dosenbier vom Markt verdrängt hat.

Neulich habe ich mich dabei erwischt, wie ich mein komisches kleines Busfahrticket (ein kleiner Papierschnipsel, den man immer bekommt, obwohl man ihn nie braucht, da man ja ohne zu bezahlen gar nicht in den Bus kommt) auf den Boden fallen liess und ihn nicht wieder aufhob... Erste Anzeichen der Assimilation???

Monday, September 04, 2006

Bilder vom Salsa-Abend



Friday, September 01, 2006

Salsa und Schwulenclubs

Mutig starteten wir gestern einen erneuten Versuch, das Nachtleben in Guadalajara zu erforschen. Zunaechst landeten wir in einem grossen Kolonialstilhaus mit einem Flair das stark an Buena Vista Social Club erinnern sollte. Allerdings nahm man es nicht ganz ab, zumal die weitaus groessere Zahl der Besucher verdaechtig europaeisch aussah. Europäisch waren auch die Getraenkepreise, bis wir "Bebidas en Promoción" entdeckten - womit der Abend erst so richtig lustig wurde... Es wurde Live-Musik gespielt und jede Menge Salsa getanzt. Martin, ein anderer Austauschstudent (auch mal wieder aus Bayreuth...) und ich versuchten uns in Disco-Fox mit Salsa-Rhythmus und nach einigen Promotionsgetränken bildeten wir uns ein, dass es sogar gar nicht so schlecht klappte. Um 2 war die Party da aber leider schon zuende. Da es aber gerade wirklich lustig war, liessen wir uns (verdrängend, dass ich heute früh irgendwann Uni haben würde) von ein paar Mexikanern einladen, doch noch in einen anderen Club mitzukommen. Und so fuhren wir quer durch Guadalajara und kamen schliesslich zu einem Club der wenig Zweifel über sexuelle Preferenzen seiner Gäste liess. Unsere Begleiter schien das aber nicht weiter zu stören (mindestens einer fühlte sich auf jeden Fall ausgesprochen wohl) und so verbrachten wir auch dort noch einige Stunden. Unsere netten Mexikaner haben uns dann sogar noch nach Hause gefahren, war echt nett.

Um die Uni hätte ich mir aber auch wirklich keine Sorgen zu machen brauchen: In Teoría del Portafolio haben wir heute die Formel für den einfachen Zins gelernt und an ungefähr 6 Beispielen geübt (Was bekommt man, wenn man 100.000 Pesos für 3 Jahre und 2 Monate bei einer Verzinsung von 8,5% anlegt? - nein, ohne Zinseszinsen natürlich, das lernen wir erst beim übernächsten Mal...).

Fotos von gestern abend werde ich morgen hochladen, das ist hier im Internetcafé immer etwas umständlich.