Thursday, August 31, 2006

Beweisfoto: Wir arbeiten!!!

Hat hier jemand URLAUBSsemester gesagt???

Jeden Verdacht, ich würde hier ein entspanntes Jahr mit Sonne, Strand und Fiesta verbringen, muss ich weit von mir weisen. Es ist unglaublich, was wir hier innerhalb einer Woche an Hausaufgaben aufbekommen. In jedem Fach müssen wir Texte von 30 bis 40 Seiten zusammenfassen, Excel-Graphiken erstellen, Fragenkataloge recherchieren, Präsentationen vorbereiten, usw. Ich bin nach einer Woche echt schon ziemlich frustriert, weil man kaum hinterher kommt und im Grunde jede "freie" Minute mit diesen Zusammenfassungen verbringt. Das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.

Das Schlimme daran ist, dass man dabei nicht wirklich was lernt. Da es so wahnsinnig viel ist, lese ich die Texte, die ich zusammenfasse überhaupt nicht, sondern schreibe einfach nur jeden 10. Satz mehr oder minder blind ab, wenn er wichtig klingt. Die Zeit reicht nicht mal, um die Vokabeln nachzuschlagen. Nadine meinte aber, das mache überhaupt nichts, die Professoren würden es eh nicht lesen, hauptsache man gebe was ab.

Abgesehen davon entspricht der Stoff unserem Grundstudium, das heißt, wirklich neu sind die meisten Dinge auch nicht. Ich werde mir das diese Woche mal noch angucken und nächste Woche entscheiden, auf welche Fächer ich verzichten werde. Denn das Risiko, mich hier durch Unmengen an Arbeit zu kämpfen und dann die Scheine in Deutschland nichtmal anerkannt zu bekommen, möchte ich eigentlich nicht eingehen...

Die gute Nachricht: Ich habe meinen Studentenausweis schon bekommen und darf jetzt für 2 Pesos Bus fahren und sogar Bücher ausleihen, damit ich noch mehr Zusammenfassungen schreiben kann :-)

Saturday, August 26, 2006

Das bisschen Haushalt

Jetzt ist Samstag (ich bin mit meinen Eintraegen endlich in der Gegenwart angelangt!) und nachdem wir den Vormittag mehr oder weniger verschlafen haben, stehen nun eine ganze Reihe Haushaltsaufgaben an. Das macht sich leider auch in Mexiko nicht von alleine.

Nachdem Nadine gestern von unserer unfreiwilligen Dusche sich eine dicke Erkältung zugezogen hat, ist sie zuhause geblieben und hat 6 Maschinen Wäsche gewaschen (Der Waschsalon ist gleich gegenüber), während Alejandro und ich alleine zum Markt gefahren sind, um Obst, Gemüse und Käse für die ganze Woche zu kaufen. Und wieder war ich beeindruckt: Für eine Ananas, eine Melone, eine Papaya, 7 Äpfel, 7 Limonen, ein Pfund Weintrauben, und ca. 10 Bananen haben wir 70 Pesos gezahlt (durch 14 teilen dürft Ihr in Zukunft selbst). Beim Gemüse sah es nicht anders aus: Das Gemüse für eine ganze Woche (wir sind ein Vegetarier-Haushalt, dh. Wir brauchen viiiel Gemüse) hat 100 Pesos gekostet. Das größere Problem war das Nach-Hause-Schleppen der ca. 20 Kilo...

Schüchtern?!?

Die erste Party von Austauschstudenten (Erasmus oder was?) fand ganz in der Nähe statt (nur 10 Minuten mit dem Taxi...). In einem Haus, das sich ein paar Deutsche und Franzosen teilen, wurde eine Einweihungsparty gegeben. Ihr Socio, Eduardo hatte dazu ungefähr die halbe Uni eingeladen, und so war denn auch ziemlich viel los, als wir gegen elf dort ankamen.

Ich kannte nun doch schon eine Reihe Leute und so war es auch ein recht witziger Abend, wobei Spanisch reden bei lauter Musik noch um einiges schwieriger ist, da ich jetzt nichtmal mehr die Fragen verstehe

Irgendwann kam Nadine ziemlich amüsiert auf mich zu und meinte, Eduardo hätte sie soeben gefragt, ob ich eigentlich schüchtern sei, ich würde immer nur so knapp auf seine Fragen antworten.... Sie habe ihm versichert, dass dies keineswegs der Fall sei, und es lediglich auf gewisse sprachliche Probleme zurückzuführen sei, dass ich nicht die ganze Zeit und pausenlos wie ein Wasserfall vor mich hinsprudele, er solle sich nur noch ein paar Monate gedulden... Schon witzig, ich hätte nie gedacht, mal für schüchtern gehalten zu werden.



links: Benedikt, Gastgeber. rechts: Arne, AIESEC Beyreuth, LCP, die Welt ist klein...

Zweimal Nass.

In Guadalajara kann man hervorragend shoppen gehen (@ Leane, Delia, Jessica, Laura, Susanne: kommt ja mit leeren Koffern!!! Und @ Felix: bitte komm auch mit leeren Koffern – für meine Sachen;-)) – und wenn nicht gerade Regenzeit ist, dann endet so ein Ausflug vielleicht auch nicht immer so nass wie unsere: Den vorbeifahrenden Bus haben wir zu spät gesehen.




Halb so schlimm, da wir eh vor hatten, abends noch schwimmen zu gehen. Nadine und Alejandro gehen 3 mal die Woche, allerdings kann ich nur einmal mitkommen, da ich an den anderen zwei Tagen Unterricht habe. Das Hallenbad ist nett, sauber, es regnet ein wenig durch di Decke, aber man ist ja schließlich sowieso nass. Schwimmen ist in Mexiko ein Luxus-Sport, Wasser ist kostbar (auch wenn das viele hier noch nicht ganz realisiert haben) und viele Mexikaner lernen auch gar nicht schwimmen. Dementsprechend ist der Eintritt auch ziemlich teuer, 40 Pesos.

Resümee der ersten Woche (Freitag, 25.08.2006)

Ich freue mich nun doch sehr auf’s Wochenende. Uni war spannend, aber natürlich auch sehr anstrengend. Dabei hat eigentlich kaum ein Kurs länger als eine Stunde gedauert, die meisten Professoren haben uns direkt nach der Vorstellung von ihrem Kursprogramm wieder gehen lassen.

Ich habe insgesamt sechs Kurse, Ökonometrie ist zweimal wöchentlich, der Rest einmal, allerdings dafür drei Stunden. Vier der Fächer habe ich mit anderen deutschen Austauschstudenten zusammen und darüber bin ich nicht ganz unglücklich. Gerade am Anfang merke ich doch, dass es eine große Hilfe ist, wenn jemand dabei ist, der tatsächlich alles versteht. Mir entgehen eben doch viele Details und vor allem wenn es darum geht, ob der Kurs nächste Woche in einem anderen Raum stattfindet, ob wir die Hausaufgabe handschriftlich oder mit dem Computer machen sollen, und wo genau wir das relevante Buch am besten herbekommen, ist es schon sehr nützlich wenn man sich mit anderen austauschen kann.

Die Deutschen glucken insgesamt schon ein wenig aufeinander. Wir sind auch recht viele, allein aus Beyreuth kommen 8 Leute, insgesamt sind wir sicher 12 bis 15. Und so sucht man dann doch den verhaltenen Kontakt und Rueckhalt. Das sind die vielsagenden Blicke, die getauscht werden, wenn mal wieder ein Mexikaner mit dem Handy am Ohr den Klassenraum verlässt. Das sind die Hilfe suchenden sms, wie ausführlich denn so eine Hausaufgabe wohl auszufallen habe. Das sind dankbare Gespräche über die verschiedenen ungewohnten Eigenheiten denen man hier tagtäglich begegnet. Es ist im Grunde unmöglich, sich dem zu entziehen. Ich erinnere mich noch, wie uns in der Vorbereitungszeit auf unser High-School-Jahr eingebläut wurde, bloß den Kontakt zu anderen Austauschstudenten so gering wie möglich zu halten. Ich verstehe schon, warum. Aber an der Uni ist es nun mal doch was anderes und vielleicht möchten wir alle ja auch nicht mehr diese krasse Selbstfindungserfahrung machen. Mir persönlich reicht die Erfahrung, mit so wenig Sprachkenntnissen durchzukommen, vollkommen.

Über meine Kurse kann ich noch recht wenig sagen. Portfoliotheorie, Entwicklungstheorie, Spieltheorie, internationale Finanzen, Geld und Banken, und besagte Ökonometrie versprechen ein recht abwechslungsreiches Programm zu werden. Ob ich tatsächlich etwas lernen werde, was mir konkret für die Uni was bringt, weiß ich nicht, Für’s Leben lerne ich sicherlich was J

Thursday, August 24, 2006

Mein erster Schultag (Montag 21.08.2006)

Ich bin wieder in der Oberstufe. Man fühlt sich schon um einige Jahre zurückversetzt: Klassenräume, interaktive Unterrichtsgestaltung, Hausaufgaben, 3 Prüfungen, Noten für mündliche Mitarbeit...

Der Campus selbst, den ich ja schon am letzten Donnerstag kennen lernen durfte erinnert mich ein bisschen an die Uni Bochum (allerdings will ich ihm nicht unrecht tun – so hässlich ist er nun wirklich auch nicht). Es gibt 14 identische Gebäude, 7 auf jeder Seite mit je drei Etagen. Dazwischen liegt ein sehr gepflegter großer Park, in dem sich einige Pavillons befinden, in denen man mit mexikanischem Essen und amerikanischen Getränken versorgt wird. In der Mitte der Parkanlage ist der so genannte Ciberjardin – einige Tische und Bänke mit Sonnenschirmen, kreisförmig angeordnet, und allesamt mit Steckdosen und Internetanschlüssen ausgestattet. W-Lan gibt es auch.

Vormittags hatte ich zunächst Ökonometrie, in der Hoffnung, mit Mathematik auf Spanisch vielleicht etwas weniger Probleme zu haben als mit inhaltlichen Texten und außerdem in der Einsicht, dass es sich hierbei um ein notwendiges und sinnvolles Fach handelt, das ich in Deutschland jedoch nie belegen werde (wer in Tübingen studiert, weiß warum... meine Hochachtung an alle, die sich da durchkämpfen!), hatte ich in Deutschland mich dafür entschieden.... Leider scheint es auch hier nicht viel einfacher zu sein, Mit 5 Zeitstunden ist es genauso lang und auch der Professor wird vermutlich nicht viel angenehmer sein als Jung oder Grammig.
Abends hatte ich dann noch mal drei Stunden Teoría del Desarrollo (Entwicklungstheorie) – hier sind die meisten Fächer in einem Drei-Stunden-Block, gelegentlich auch ohne Pause, allerdings lassen sie einen meistens eher gehen (sagt Nadine...). Die erste Woche ist eh sehr locker und besteht eigentlich nur daraus, das Programm durchzugehen, die Erwartungen zu klären, und die Literatur zu vorzustellen

Es ist übrigens nicht unüblich, dass auch die Professoren mitten im Unterricht den Raum verlassen, um kurz zu telefonieren.

Ähnlich wie in Deutschland sind die Professoren an der CUCEA fast auschließlich männlich, während die Studenten ziemlich ausgewogen beide Geschlechter vertreten und in der Administration hauptsächlich Frauen beschäftigt sind.

Wednesday, August 23, 2006

Bilder von Guachimontónes

Das Restaurant mit den Froschspezialitäten

Unser Guía und Alejandro. Im Hintergrund: Der Vulkan von Tequila


Die Rückfahrt im Pickup

Ausflug auf Mexikanisch (Sonntag, 20.08.2006)

In Mexiko funktionieren Ausflüge so: Man weiß in etwa wo man hin will. In unserem Fall waren das die Ruinen von Guachimontón. Man weiß aber nicht so genau, wo das ist, wie lange man dahin braucht und was genau einen dort erwartet. Der Deutsche würde nun die Route planen, Landkarten raussuchen, Busfahrpläne im Internet nachschlagen, Reiseführer konsultieren, das Picknick vorbereiten und den Wecker auf acht Uhr stellen – ungeachtet der Tatsache, dass der Ausflug auf einen Sonntag fällt.

Der Mexikaner fährt einfach los.

Und unterwegs fragt er sich durch, schließt neue Bekanntschaften, macht spontane Abstecher und ist durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Die Fahrt dauerte etwa 2 Stunden mit einem Regionalbus (die sich durch etwas schäbigeres Aussehen dafür aber gepolsterte Sitze von den Stadtbussen unterscheiden – bei den Schlaglöchern sind diese auch sehr zu empfehlen).
In einem kleinen frisch renovierten Städtchen angekommen, besuchten wir zunächst das Museum und sahen ein Informationsvideo. Dann hatten wir Hunger und aßen in einem Restaurant, dessen besondere Spezialität Froschschenkel in allen möglichen Variationen war. Es gab allerdings auch Enchiladas und Quesadillas.


Von den Ruinen aus hatte man eine wunderschöne Aussicht über das Dorf und über Agravenfelder (daraus wird Tequila gemacht)


Die Ruinen stammen von einer primitiven Kultur ein paar Tausend Jahre vor Christus. Das besondere an ihnen ist vor allem, dass sie rund sind (die Maya und Azteken-Tempel sind eher quadratisch). Primitiv bedeutet, dass sie aus einer Zeit vor der Entdeckung von Kupfer stammen. Interessant ist auch, dass diese Stätten einfach irgendwann verlassen wurden, man weiß nicht sicher, warum, es wird vermutet, dass Überbevölkerung oder eben die Entdeckung von Kupfer Ursache gewesen sein könnten, die das weiterziehen und die Entwicklung einer neuen Kulturform und neuer Rituale erforderlich machten.

Und Ja: Man vermutet auch, dass auf diesem Tempel auch Menschen geopfert wurden....

Ich füge mal eine Auswahl an Bildern an, für ausführlichere Informationen könnt Ihr Euch gerne an mich wenden – ich gebe gerne alles an Halbwissen und Informationsbruchstücken, die ich bei unserer Führung aufschnappen konnte (zum Beispiel die Bedeutung der Anzahl der Ringe, der kleinen Minitempel sowie die Funktion des Ballspielfeldes), weiter.

Die Gruppe, die Ihr neben dem Tempel sehen könnt, besteht aus einigen Mexikanern, die an diesem Ort immer noch eine spirituelle Kraft verspüren und sich durch Riten (Tänze, Rauch, Trommeln) Reinigung versprechen. Diese Gruppen kämen häufiger hier her, wie unser Guía uns erklärte. Allerdings schien mir das gemeinsame Tanzen auch ein Ausdruck von Nationalbewusstsein zu sein und Rückbesinnung auf Traditionen und uralte Brauchtümer. Zuletzt waren nämlich alle Anwesenden eingeladen bei einem Tanz mitzumachen (wie durch die Perspektive des Photos deutlich wird bin ich dieser Einladung nicht gefolgt sondern habe mich damit begnügt das Treiben aus sicherer Entfernung, von einem Steinhügel aus, unter dem man einen noch größeren Tempel vermutet, der jedoch noch nicht freigelegt wurde, beobachtet).

Bus fahren

...ist hier eine Sache für sich. Inzwischen fühle ich mich schon als große Expertin, da ich immerhin vier Linien schon kenne (zur Uni, ins Zentrum, zum Park, zum Markt) und sogar bereits vom Regional-Busbahnhof aus gefahren bin. Aber anfangs war ich schon etwas eingeschüchtert.
Es gibt keine Busfahrpläne, weder Zeiten noch Routen noch Angaben darüber, welche Linien überhaupt fahren. Teilweise weiß man nicht mal wo überhaupt die Haltestellen sind. Sowieso halten die Busse auch nicht von alleine, man muss auf die Straße springen und den Finger weit herausstrecken um anzuzeigen, dass man gerne mitfahren möchte. Jede Fahrt kostet 4 Pesos, das sind 30 cent (Studenten zahlen die Hälfte, aber ich warte noch auf meinen Studentenausweis und laut Nadine werde ich da auch noch ziemlich lange drauf warten) oder so. Umrechnen habe ich mir schon lange abgewöhnt, durch 13 teilen finde ich im Kopf etwas umständlich und außerdem muss man die meisten Preise sowieso im Vergleich zu anderen Preisen hier sehen und nicht zu deutschen Preisen. Jedenfalls kann man nicht umsteigen, bzw. man muss dann wieder neu bezahlen.
Die ersten Male habe ich mich noch an Nadine geklammert, dann bin ich am Freitag alleine vom Park aus nach Hause gefahren, eine Haltestelle zu früh ausgestiegen, weil ich so unsicher war und nicht wusste, wo der Bus abbiegen würde und inzwischen meistere ich alle relevanten Wege allein. Ich traue mich sogar gelegentlich, dem Busfahrer Fragen zu stellen.

Wenn ich alleine Bus fahre, fühle ich mich ein bisschen heldenhaft, sehr souverän und nicht mehr ganz so fremd und ein bisschen mehr dazugehörig in dieser Stadt.

Tuesday, August 22, 2006

Der Regen (Samstag, 19.08.2006, nachmittags)

Den ersten erfolgreichen Ausflug in das Stadtzentrum von Guadalajara (dh. der nicht nur darin bestand eine Stunde zu warten) habe ich mit Nadine und Alejandro am Samstag Nachmittag unternommen. Wir wollten ursprünglich in ein Museum, doch bis wir letztendlich dort anlangten, war es viertel vor sechs und somit lohnte es sich nicht mehr. Die Stadtbesichtigung an sich hingegen lohnte sich sehr, anbei ein paar Bilder, die Nadine gemacht hat. Ich möchte irgendwann in den nächsten Tagen selbst losgehen und fotografieren, denn es gibt wirklich viele schöne Ecken, Plätze und Gebäude.




















Der Rundgang fand jedoch sein jähes Ende als ein Gewitter losbrach, das dem Begriff Regenzeit eine gewisse Rechtfertigung verleiht. Nachdem Donnerstag und Freitag wirklich schön waren, musste ich heute anerkennen, dass die Regenzeit ihren Namen doch verdient. Zur Bushaltestelle mussten wir dann eher zurück schwimmen als gehen. Vorsicht ist auch bei vorbeifahrenden, von der Sintflut völlig unbeeindruckten Autos geboten, die einen in flimreifer Manier nass spritzen können (mit einer richtigen kleinen Flutwelle).

Bienvenido (Freitag, 18.08.2006, abends)

Die erste Party wurde für die CUCEA-Austauschstudenten am Freitag abend organisiert. Die Location war ein kleiner Beachclub mit Sand auf dem Boden und Bars mit Strohdächern. Eine Life-Band spielte Mexikanischen Reggae oder so was in der Art. Es war laut, voll und unübersichtlich. Nicht der Ort, Bekanntschaften zu machen. Die Stimmung war auch nur mäßig, wie es eben ist, wenn ein großer Haufen Leute zusammengewürfelt wird, der sich nicht kennt, und die Musik eine Lautstärke erreicht die eine ohnehin durch Sprachbarrieren erschwerte Kommunikation praktisch unmöglich macht.
Obwohl wir erst um halb zwölf gekommen waren (das ist nicht unbedingt üblich in Mexiko, man darf durchaus gegen zehn auf Parties gehen ohne komplett als uncool zu gelten), verließen wir den Club schon gegen kurz vor eins. Aber da wir nun mal schon unterwegs waren, zeigten mir Nadine und Alejandro noch einen weiteren Club, der vor allem mit seiner Ausstattung beeindruckte. Erinnerte mich ein wenig ans Prisma in Dortmund, auch das Klientel erschien vergleichbar. Extrem sorgfältig zurecht gemachte Männer und Frauen. Die Musik... Naja, der werde ich beizeiten einen eigenen Post widmen. Jedenfalls sind die Mexikaner sehr begeisterungsfähig wenn „ihre“ Musik gespielt wird, sie singen laut mit („über den Wolken“-Style) und getanzt wird auch gerne, nicht nur Salsa sondern auch „ganz normal“.
Ein weiterer großer Vorteil dieses Clubs ist, dass er ohne Probleme zu Fuß von zuhause erreichbar ist, und so blieben wir auch hier nicht so lange und liefen dann gegen drei nach hause.
Für eine erste Erfahrung mit dem Gudalajaraer Nachtleben reichte es mir auch.

Tag im Park (Freitag, 18.08.2006)

Heute wollte ich mich endlich allein auf die Straße wagen. Ich bin Fußgängerin, außerdem waren mir die Busse noch ein wenig unheimlich, als setzte ich mich meinen Laptop auf und machte mich auf einen kleinen Marsch in den nahegelegenen Park (10 Busminuten = 40 Fußminuten, ich habe schon gelernt, dass die Zeitrechnung hier etwas anders funktioniert, die Distanzen sind eben doch nicht vergleichbar). Der Park ist total schön, sehr idyllisch und ruhig, mit Strecken zum Joggen, Spielplätzen für Kinder, Gärten, Seen und kleinen Schlösschen. Da habe ich es mir bequem gemacht und war endlich das erste mal wieder seit Houston im Internet, denn dieser Park verfügt auch über einige Hotspots (sehr stolz war ich, das ich mich sogar zu ihnen durchgefragt habe).

Monday, August 21, 2006

Orientierung (17.08.2006)

Der erste Tag begann bereits recht früh - dafür umso schöner: mit frischem Obstsalat (Melone, Ananas, Pfirsich, Apfel, Mango, Papaya, Banane, Weintrauben), Joghurt, Müsli, extrem leckere frische Brötchen und Kaffee - daran kann ich mich wohl schnell gewöhnen...
Die Einführungsveranstaltung No. 1 der Uni (für alle Fakultäten gemeinsam) war ganz nett, aber ich habe nicht viel verstanden. Man hat mit den anderen Austauschstudenten, die nicht an der CUCEA (der Fakultät für Economía und Administración) abre wahrscheinlich eh nichts zu tun, da die Uni sehr dezentral ist und die Fakultäten über die ganze Stadt verstreut sind.

Anschließend sind wir das erste Mal in die Stadt gefahren. Allerdings haben wir nicht viel gesehen, da wir etwa eine Stunde damit verbracht haben, auf Paulas Bekannten zu warten, und danach waren wir kurz was essen und dann so müde, dass Nadine und ich lieber nach hause gefahren sind um uns ein wenig ausruhen zu können, bevor wir am Nachmittag zur zweiten Infoveranstaltung, diesmal an der CUCEA, mussten.

Die Einführungsveranstaltung an der CUCEA war ganz interessant. Das Angebot der Uni ist ziemlich groß und auch der Campus hat mir ganz gut gefallen. Außerdem haben wir ein rotes Polo-Shirt mit Uni-Emblem geschenkt bekommen. Nett :-)

Ankunft (16.08.2006, 23 Uhr)

Ich war selten so glücklich ein bekanntes Gesicht auf mich warten zu sehen. Der letzte Flug war ziemlich abenteurlich in einem Mini-Madchine (links eine Reihe Doppelplätze, rechts Einzelsitze). Ich hatte den Platz 1A, direkt neben der Kabine der Stewardess, und von wegen "store your carry-on in the overhead department or under the seat in front of you - da war weder das eine noch das andere, die Stewardess hat meine Taschen in ihr eigenes kleines Schränkchen gelegt) Nadine hat mir schon von weitem zugewunken sich eine meiner Taschen geschappt und mich in ein Taxi verfrachtet, das uns direkt nach Hause in Nadines Wohnung gebracht hat. Die Wohnung ist schön, zwei kleine Zimmer (in einem schlafen Nadine und Alejandro, ihr Freund, das andere haben sie für mich hergerichtet) ein großes Wonhzimmer mit Küchenzeile und ein kleines Bad. Auch die Lage ist, toll, wie ich in den nächsten Tagen herausfinden durfte.















Nachdem ich zu dem Zeitpunkt allerdings bereits 27 Stunden unterwegs war, habe ich eigentlich nur noch die einladend große Matraze in meinem Zimmer wahrgenommen und bin dort dann auch in kürze tief eingeschlafen...

In Houston (ich habe keine Ahnung welcher Tag... blöde Zeitverschiebung)

...die Friseur hält? Ein bisschen fühle ich mich wie in einer drei-Wetter-Taft Werbung. Ganz so frisch sehe ich wahrscheinlich nicht mehr aus, was die netten Mexikaner um mich herum dennoch nicht abschreckt, mir noch nettere Komplimente zu machen... Ich genieße es lieber noch solange es mir noch nicht auf die Nerven geht. Keine Palmen in Houston. Dabei ist es hier wirklich heiß und sonnig, und ein bisschen Urlaubsstimmung könnte fast aufkommen, wäre da nicht die Müdigkeit.
Ein paar Wochen in Houzston und ich könnte sicher auch fließend Spanisch. Zumindest der Flughafen lässt keine Zweifel, wer hier die Minorität ist.
Mein Gegenüber liest ein Buch mit Titel „How to Become A Rainmaker“ – ich weiß nicht, ob er das in Guadalajara üben möchte, angeblich ist da ja bereits Regenzeit (um das Drei-Wetter-Taft-Gefühl perfekt zu machen), wäre also keine echte Herausforderung.
Gerade eben habe ich mich noch mit einem Mädchen unterhalten, die Medizinstudentin aus Tübingen ist und jetzt ein Praktisches Jahr in Guadalajara macht. Die Welt ist schon klein.

Am Flughafen (16.08.2006)

Eine kurze Diskussion mit mir selbst führte zu dem Ergebnis, dass ich die zwei Euro für 15 Minuten Internet nicht gewillt bin zu zahlen. Daher verschwende ich meine Zeit also nicht mit sinnlosem Surfen sondern schreibe lieber einen ersten kleinen Eintrag für mein Blog (es lebe copy&paste).
Nebenbei ärgere ich mich über die Armlehnen an den Sitzen in den Wartehallen, die verhindern, dass man sich quer über drei Sitze drüber legen kann. Ein Stündchen Schlaf wäre nicht schlecht nachzuholen, immerhin sind wir heute morgen um 4:30 Uhr aufgestanden.
Im Kopf zähe ich noch mal die Sicherheitskontrollen nach, durch die ich musste: viermal Reisepass zeigen, zweimal Gepäck scannen, dreimal Bordkarte vorweisen und einmal Schuhe ausziehen. Das geht noch. Bei der letzten Kontrolle wechselte ich ein paar Worte mit dem Sicherheitskontrolleur, der für die Maßnahme nur Galgenhumor übrig hatte. Sie konfiszierten restlos alles, meinte er und das wahrscheinlich noch die nächsten zwei Wochen, danach würde dies wieder aufgehoben bis zum nächsten (versuchten) Anschlag. Dabei habe Terrorgefahr eigentlich nichts mit irgendwelchen Flüssigkeiten zu tun und wollte jemand tatsächlich einen Anschlag verüben würde ihm dies sicherlich auch ohne Flüssigkeit gelingen.

Der Abschied von Freunden und Familie hat sich gar nicht so sehr nach Abschied angefühlt. Man sieht sich halt mal ein wenig länger nicht als sonst, aber auch nicht so viel länger und außerdem haben sich schon viele als Besuch angekündigt und irgendwie weiß ich ja auch, dass sich in den wenigen Monaten nicht viel verändern wird. Zumindest ging es mir nach den USA damals so, dass bei meiner Rückkehr alles noch genauso war, wie ich es verlassen hatte, außer mir selbst vielleicht. Und diesmal gehe ich viel kürzer.