Wednesday, November 15, 2006

Der Alltag

Hinter mir liegen die zwei unspektakulärsten Wochen, die ich hier bislang verlebt habe. Nachdem ich den ganzen Oktober so viel unterwegs war, hatte ich das Gefühl, hier mal wieder wirklich ankommen zu müssen. Ausserdem gab es doch das ein oder andere für die Uni zu tun, und dann war da ja noch die Hausarbeit für mein Englischseminar (Lasst mich nur noch dieses eine Mal jammern, bitte!!!). Also verbrachte ich grosse Teile der vergangenen Woche in der Bibliothek (ohne mich zu erkälten, welch Glück), den Rest mit Freunden, mit Hausarbeit, mit Einkaufen und anderen Dingen, die man halt so macht, wenn man irgendwo lebt.

Das tat mir alles in allem sehr gut. Mexiko bietet immernoch jede Menge Kuriositäten, Überraschungen hinter jeder Ecke, neue Erfahrungen, kleine Abenteuer. Aber ich habe nicht mehr das Gefühl, dass alles so ungewohnt ist. Ich fühle mich hier inzwischen zuhause. Deswegen wird es eigentlich auch so langsam mal wieder Zeit, Urlaub zu machen (3 Wochen Uni am Stück reichen, findet Ihr nicht auch?). Also fliege ich übermorgen auch schon los nach Baja Californiaaaa....

Dann hört Ihr also wieder ne Weile nix von mir. Dafür verspreche ich, danach auch ganz schöne Photos hochzuladen ;-)

Friday, November 10, 2006

Uni-Update

Die letzten zwei Wochen habe ich mich mal wieder darauf zurückbesonnen, weswegen ich eigentlich offiziell hier bin: Die Uni. Und nach zwei Wochen muss ich feststellen: Es reicht so langsam auch. Das Niveau hat sich nicht verbessert und so habe ich immernoch bei den meisten Kursen das Gefühl, meine Zeit zu verschwenden. Von den sechs Kursen sind auch nur noch vier übrig geblieben, den leichtesten und den schwierigsten (bzw. aufwendigsten) habe ich gestrichen.
Aber viel Uni ist es ja auch nicht mehr: Eine Woche noch, dann mache ich nochmal eine Woch Urlaub (mit Steffi, die ja gerade in SF ist, nach Baja California), und dann sind es noch maximal drei Wochen, wobei die letzte wohl auch nur noch so halbherzig durchgeführt wird. Die Examen werden davor schon geschriebn. Das ist also wirklich überscchaubar und ich sollte mich nicht weiter beklagen.

Stattdessen beklage ich mich lieber über meine Hausarbeit, die ich für mein Englischhauptseminar noch schreiben muss, dass ich im Juni in Deutschland belegt hatte. Ganz groß. Die Bibliothek, in der ich gerade sitze, ist zu stark klimatisiert und das Internet ist ziemlich instabil. Aber gut, eigentlich sollte ich ja auch nicht surfen, chatten und bloggen....

Also, dann mache ich mich mal an die Arbeit. Wünscht mir Glück...

Friday, November 03, 2006

Dia de Muertos oder: Die Sache mit dem Totenkult

Wahrscheinlich befinden wir uns an den zwei Extremen einer Skala. In Deutschland haben wir eine Minimalauseinandersetzung mit dem Tod, vermeiden, darüber zu reden, besuchen den Friedhof auch nur in Ausnahmefällen, und fühlen uns peinlich berührt, wenn allzu offen mit dem Thema umgegangen wird. Darüber könnten die Mexikaner wahrscheinlich nur den Kopf schütteln.

Der zweite November ist hier Dia de Muertos, müsste eigentlich zumindest dem Datum nach Allerseelen entsprechen. Allerheiligen gibt es auch am 1.11. aber der 2.11. ist auf jeden Fall der größere Feiertag, hier hatten wir sogar frei.

Schon die Woche zuvor war ich irritiert an den kleinen bunten Altären vorbeigegangen, die entlang eines Weges auf dem Unigelände für verstorbene Freunde und Familienangehörige errichtet worden waren. Auch die Stände, die kleine, bunte Totenschädel, blinkende Skelette, und andere Dekoware anboten, hatten mich eher erstaunt. Wirklich befremdlich fand ich einige Studenten, die als Skelette, Gevatter Tod und Trauergäste verkleidet eine Prozession quer über den Campus veranstalteten, eine Person in weiß gehüllt über ihren Schultern tragend.

Auf dem Panteón de Belen, einem Friedhof, findet den gesamten November das Festival de Muertos statt. Da werden nachts im Open Air Kino Horrorfilme gezeigt, es gibt regelmäßige Führungen über den Friedhof, Musikveranstaltungen und Theaterdarbietungen. Damit wir wenigstens etwas von diesem Tag mitbekämen (die anderen Austauschstudenten sind nach Morelia in einen anderen Bundesstaat gefahren, aber Miriam und ich hatten entschieden, dass uns ein Wochenende in Guadalajara auch mal wieder ganz gut tun würde...), beschlossen wir, uns eines der Theaterstücke anzusehen. Die Vorstellung begann um 23.30 Uhr und ging bis nach eins. Das Ambiente war schon sehenswert, in der Mitte des Friedhofes befindet sich ein kleiner Tempel um den herum eine Bühne aufgebaut war. Davor wurden Stühle und eine Tribüne aufgestellt. Und so saß man zwischen Grabsteinen unter einem fast vollen Mond und rechnete jeden Augenblick mit Dracula der, der Legende nach, aus dem Tempel (vielleicht war es auch eher eine Gruft) aufsteigen würde, sollte einer der Bäume auf der linken (!) Seite zu Fall kommen.
Von dem Theaterstück verstanden wir nicht so viel, es baute sehr auf Wortwitze (tal iban > Taliban) und Anspielungen (für Eingeweihte sage ich nur Trés-Ochenta....) und war einfach insgesamt sehr mexikanisch. Dadurch natürlich auch sehr bunt und lebhaft und es war schon recht unterhaltsam. Nur so gegen eins wurde uns dann doch so langsam kalt (tagsüber freuen wir uns hier über 30° und Sonne, aber nachts wird es schon ein wenig kühler).


Donnerstag sind wir dann auf einen anderen Friedhof und haben dort Familien beim Picknick zugesehen, die extra die Dinge kochen, die die Verstorbenen gerne gemocht haben, und sich ganz ungezwungen mit ihnen unterhielten. Auch wenn es uns teilweise schon etwas widerstrebte, da wir nun mal so locker und fröhlich mit dem Tod nicht umgehen, es ist für uns doch eher eine ernste Angelegenheit, der man gebührenden Respekt zollen sollte, so war es doch eine recht interessante Erfahrung.